· 

Der erste Bärlauch ist da

Das Lebenswichigste zuerst

Bärlauch: Vorsicht vor giftigen Doppelgängern

Der Bärlauch oder Bär-Lauch, umgangssprachlich auch "Waldknoblauch" oder "Knofelspinat" genannt, Allium ursinum L., ist ein Vertreter aus der Familie der Narzissengewächse, Amaryllidaceae. Er ist eine alte Nahrungs- und Gewürzpflanze. Es werden hauptsächlich die im Frühjahr (März bis April) gesammelten frischen Blätter verwendet. Aber auch die Blüten, die sich gegen April und Mai zeigen, können genutzt werden.

Übersetzt bedeutet die lateinische Artbezeichnung Allium ursinum "Knoblauch für Bären".Es ist durchaus möglich, dass der Bärlauch zu den ersten Pflanzen gehört, die Bären nach ihrer Winterruhe essen, um nach dem langen Schlaf einen ordentlichen Vitamin- und Nährstoffschub zu bekommen. Der Bär galt früher als starkes und fruchtbares Tier, weshalb einige heilwirksame Pflanzen nach ihm benannt wurden (z. B. Bärwurz, Bärlapp, Bärentraube).

So wie der Knoblauch Vampire vertreiben soll, sprach man auch dem Bärlauch die Kraft gegen böse Geister und Dämonen zu. In Thüringen wurde bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts das so genannte Ramschelfest gefeiert. Dabei sammelte man am ersten Sonntag vor Walpurgis den hier als Ramschel bezeichneten Bärlauch. Er wurde aber nicht nur gegessen, sondern man schmückte auch das Dorf mit dem Ziel, damit böse Geister zu vertreiben. Nach der Walpurgisnacht galt die Kraft des Bärlauchs als zerstört durch die Hexen, die sich in jener Nacht herumtrieben.

Der Bärlauch war bereits bei den Römern bekannt, sie sollen ihn als Herba salutaris, "heilsames Kraut", bezeichnet haben. Lauchgewächse wurden damals vor allem bei verschiedenen Arten von Vergiftungen eingesetzt. In den naturwissenschaftlichen Werken von Pedanios Dioskurides (griechischer Arzt des 1. Jhdt. n. Chr.) und des Gaius Plinius (römischer Gelehrter des 1. Jhdt. n. Chr.) findet man nur Hinweise auf andere Laucharten.

812 n. Chr. befahl Kaiser Karl der Große mit der Landgüterverordnung "Capitulare de villis vel curtis imperii" u. a. auch den Anbau von Bärlauch.

Erwähnung findet der Bärlauch auch in den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts. Sowohl der deutsche Botaniker und Arzt Hieronymus Bock (1498- 1554) als auch der deutsche Mediziner und Botaniker Leonhart Fuchs (1501-1566) beschreiben in ihren Kräuterbüchern den Bärlauch unter dem Namen "Waldknoblauch". Leonhart Fuchs unterscheidet in seiner Knoblauchmonographie vier Arten: den Garten- oder "zahmen" Knoblauch, den Wilden Knoblauch, den Feld- und den Waldknoblauch. Seine Beschreibung des letzteren zeigt, dass es sich hier um den Bärlauch handeln muss: "Der Waldknoblauch ist ein kraut gemeinlich mit zweyen grossen breyten blettern / die vergleichen sich aller ding dem Meyenblümlin kraut. Zwüschen disen blettern kreücht herauß ein stengel oder zween / darauff wachsen weisse blumen / die seind gestirnt / und die blettlin underscheydlich von einander gesetzt. Die wurtzel ist weiß / anzusehen als ein kleiner junger garten Knoblauch / der nit über ein monat im erdtrich ist gestanden. Diser Waldknoblauch hat einen bösen starcken geruch."

Auch in der heutigen Erfahrungsmedizin werden Zwiebel und Blättern vor allem bei Arteriosklerose und Bluthochdruck genutzt. Die Blätter werden darüber hinaus auch bei Magen-Darm-Störungen sowie äußerlich bei chronischen Hautausschlägen verwendet. Da die Inhaltsstoffe dem des Knoblauchs ähnlich sind, scheinen positive Effekte auf den Fettstoffwechsel und Krankheitsbilder, die in enger Beziehung zu einem solchen stehen, trotz unzureichender wissenschaftlicher Nachweise durchaus plausibel. Bärlauch enthält die für die Laucharten im Allgemeinen charakteristischen Cysteinsulfoxide. Das in den Blättern enthaltene ätherische Öl (Allylsulfiden und Allylpolysulfiden) verleiht dem Bärlauch seinen typischen Knoblauchgeruch- und Geschmack. Daneben enthalten die Blätter aber auch Vitamin C, sowie Mineralstoffe und Spurenelemente, u. a. Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen.

Bärlauch war höchstwahrscheinlich auch ein Bestandteil der berühmten Frühjahrsstärkung, der Neun-Kräuter-Suppe. Die Blätter werden wie oder auch mit Spinat zubereitet oder können zu einer herzhaften Suppe püriert werden. Aufstrichen verleihen sie einen würzigen, aber dezenteren Knoblauchgeschmack. Blätter und Blüten können auch in Terrinen, in Pestos oder in Öl eingelegt für Salate verwendet werden.

Wichtig ist, dass man sich beim Sammeln sicher ist, dass es sich bei der begehrten Pflanze auch wirklich um den Bärlauch handelt. Immer wieder kommt es zu gefährlichen Verwechslungen mit dem Maiglöckchen oder der Herbstzeitlosen.

Beim Bärlauch kommen die Blätter mit ihrem Blattstiel einzeln aus dem Boden. Beim Maiglöckchen hingegen wachsen sie paarweise mit einer die beiden Blattstiele umfassenden Blattscheide, die noch dazu oft rötlich gefärbt ist, aus dem Untergrund. Die Blätter des Bärlauchs erscheinen außerdem oberseits glänzend, die des Maiglöckchens glänzen unterseits. Das ist allerdings, vor allem bei feuchtem Klima, nicht immer gut zu erkennen. Bärlauch duftet und schmeckt nach Knoblauch, den Duft können aber auch andere nebenstehende Pflanzen annehmen. Maiglöckchen enthalten herzwirksame Glykoside. Sie führen zu Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Brustbeklemmung. Bei starker Vergiftung kann es zu Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand kommen.

Wirklich lebensgefährlich ist eine Verwechslung mit der hoch giftigen Herbstzeitlosen. Ihre Blätter kommen, ähnlich wie Tulpen, zu mehreren, unten ineinander gerollt und ohne Blattstiel direkt aus dem Boden. Sie treiben in Büscheln aus dem Erdboden, wobei die jüngeren von den älteren umgriffen werden. Die Blätter der Herbstzeitlose sind biegsam, fast "gummiartig" und knicken im frischen Zustand nicht wie die Blätter des Bärlauchs. Sie haben im Gegensatz zum Bärlauch keinen ausgeprägten Mittelnerv. Sie enthalten das stark giftige Alkaloid Colchicin, das nach Benommenheit, kolikartigen Magenschmerzen, Übelkeit und Schock schließlich zum Tod durch Atemlähmung führt.

Die Blätter des gefleckten Aronstab (Arum maculatum L.) besitzen im Gegensatz zu den parallelen Blattnerven des Bärlauchs eine netznervige Blattäderung. Diese Gitterstruktur ist besonders gut auf der Blattunterseite zu erkennen. Ältere Pflanzen haben deutlich pfeilförmige Blätter, bei jüngeren Pflanzen ist dieses Merkmal noch nicht so ausgeprägt. Der Aronstab schmeckt sehr scharf und verursacht starke Haut- und Schleimhautreizung. Für die toxische Wirkung sollen "flüchtige Scharfstoffe" verantwortlich sein. Die giftige Wirkung des Aronstabs merkt man sofort. Es kommt leicht zu Verätzungen der Mundschleimhaut.

Die vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum L.), auch vielblütiges Salomonssiegel genannt, wächst zu ähnlichen Zeiten und an ähnlichen Plätzen wie der Bärlauch. Die einzelnen Blätter haben eine ähnliche Form wie die des Bärlauchs. Das entscheidende Unterscheidungsmerkmal ist, dass die Blätter wechselseitig am aufrechten Spross sitzen. In der Folge hängen die weißen Blüten dann vom Stängel herab wie kleine Glöckchen. Alle Pflanzenteile sind giftig, vor allem die Beeren, sie enthalten Saponine und andere Giftstoffe.

Die Blätter der giftigen Garten-Tulpe (Tulipa L.-Hybride), die gelegentlich verwildert, können auch mit denen des Bärlauchs verwechselt werden. Die Garten-Tulpe bildet, wenn sie nicht zur Blüte gelangt, nur ein einzelnes Blatt aus, das dem des Bärlauchs ähnlich ist. Wer Bärlauch im Garten kultiviert, sollte daher darauf achten, nicht versehentlich Tulpenblätter mitzuernten. Das Tulpenblatt ist wie das Blatt des Bärlauchs in eine lanzettliche Blattspreite und einen dünnen Blattstiel gegliedert. Die Blätter sind jedoch blaugrün, dick-fleischig mit wachsartigem Überzug. Bereits 15 Minuten nach der Einnahme kann es zu Speichelfluss, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall kommen.

Botanik

Der Bärlauch, Allium ursinum L., ist ein Vertreter aus der Familie der Narzissengewächse, Amaryllidaceae. Es handelt sich um einen ausdauernden Zwiebelgeophyt, der sich nach dem Fruchten wieder in die Erde zurückzieht, wo er bis zum nächsten Frühjahr überdauert.

Die Pflanze wird ca. 20-50 cm groß. Ihre Blätter sind gestielt und einfach gebaut mit einer eiförmigen bis elliptischen Blattspreite. Die ganzrandigen Blätter sind relativ dünn und weich und erscheinen auf der Oberseite glänzend, da die glänzende morphologische Unterseite nach oben gewendet ist.

Die radiärsymmetrischen, sternförmigen Blüten bestehen aus sechs freien, reinweißen Perigonblättern (l=7-12 mm), sechs Staubblättern und einem Griffel mit dreiteiligem Fruchtknoten. Sechs bis zwanzig solcher Blüten sind am Ende des Blühstiels zu einer lockeren, schirmförmigen Dolde vereint.

Der Bärlauch  blüht für gewöhnlich von Mai bis Juni, manchmal auch schon im April. Bärlauch ist vorwiegend selbstbestäubend, kann aber auch von Insekten befruchtet werden. Die entstehende Frucht ist eine dreifächrige Kapsel mit ein bis zwei rundlichen, schwarzen Samen pro Fach.

Verbreitung

Weltweit gibt es um die 800 Allium-Arten, etwa 20 sind auch in Österreich heimisch. 
Anders als seine Verwandten, der Knoblauch, Allium sativum L. und die Zwiebel, Allium cepa L., kommt der Bärlauch, Allium ursinum L. in Mitteleuropa auch natürlich vor. Man findet ihn in ganz Europa sowie in Nordasien häufig bis zerstreut in Auwäldern und lehmig-feuchten Edellaubwäldern. In Österreich kommt er collin (in der Hügelstufe) bis montan in allen Bundesländern vor.

Vermehrung

Gemäß seinem natürlichen Standort fühlt sich der Bärlauch im Halbschatten (= heller Schatten oder durchbrochene Sonne) bis tiefem Schatten wohl, volle Sonne mag er nicht. Am besten gedeiht er unter Laubgehölzen, die nicht allzu früh austreiben.

Was die Wasserversorgung betrifft, sollte man den Untergrund immer feucht halten, Staunässe verträgt er jedoch nicht. Da er natürlicherweise unter Laubbäumen vorkommt, ist es ratsam mit Laub zu mulchen, der Boden sollte jedenfalls humusreich sein.

Die Vermehrung erfolgt am besten zu Beginn des  Austriebs oder nach der Blüte durch Teilung der Zwiebel. Die Zwiebelteile werden dabei im Abstand von 15 cm ca. 4 cm tief gepflanzt. Die ersten 3-4 Jahre nach dem Pflanzen sollte man nur mäßig ernten, damit die Zwiebel gut anwachsen kann. Beim Ernten sollte man daher beachten, dass man ein Blatt an der Pflanze belässt, damit sich die Pflanzen regenerieren können. Eine Zwiebel bildet meist 2-3 Blätter, die man unten am Ansatz abschneiden kann. Wenn der Standort gut passt, breitet sich der Bärlauch später auch durch Selbstaussaat weiter aus.

Im Zeichen der Vielfalt

In der europäischen Datenbank für genetische Ressourcen (http://eurisco.ipk-gatersleben.de) sind 75 Bärlauch-Muster eingetragen, wobei Deutschland die meisten erhält. Im Österreichischen Verzeichnis für genetische Ressourcen (Index Seminum) findet man zwei Erhaltungsmuster von Allium ursinum (www.genbank.at).

Kommentar schreiben

Kommentare: 0