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Wieviele und welche arten von Fischen gibt es

Wie viele Fische gibt es?

Viele Barscharten leben im Süßwasser, nicht wenige aber auch im Meer. Es existieren weltweit etwa 3.800 Karpfenarten, ebenso 3.800 Welsarten und 400 Heringarten (auch Sardellen sind zum Beispiel heringsartige Fische). Ungefähr 200 Arten gehören zu den sogenannten Lachsfischen.

Fische sind die ältesten Wirbeltiere überhaupt. Im Gegensatz zu den Landtieren atmen Fische unter Wasser mit Kiemen und nicht wie Landtiere mit Lungen. Fische gibt es schon wesentlich länger als zum Beispiel Säugetiere oder Vögel. Die ersten Fische sind schon vor 500 Millionen Jahre in den Meeren der Erde geschwommen.

Wissenschaftlich unterscheidet man Knorpelfische und Knochenfische. Die meisten Arten sind Knochenfische. Zu den Knorpelfischen gehören lediglich Haie (mehr Information dazu), Rochen und die eher unbekannten Seekatzen. Insgesamt sind es nicht viel mehr als 1.000 Knorpel-Fischarten. Dagegen sind alle anderen etwa 30.000 Fischarten Knochenfische. Insgesamt gibt es rund 65.000 Wirbeltierarten. Somit sind rund die Hälfte aller Arten von Wirbeltiere Fischarten. Es gibt auf der Erde etwas mehr als 10.000 Vogelarten und gut 5.000 Säugetierarten. Fische sind unter den größeren Tieren die artenreichste Tiergruppe.

Fast die Hälfte aller Fischarten sind Süßwasserfische. Die leicht größere Anzahl der Fischarten sind Meeresfische, welche auch Salzwasserfische genannt werden. Die überwiegende Zahl der Arten der Fische im Meer lebt in Küstengewässern. Im offenen Meer gibt es weit weniger verschiedene Fischarten, aber nicht unbedingt weniger Fische als an den Küsten. In Landnähe sind die Tiere artenreicher.

 

Sehr viele Fischarten kommen nur in gewissen Regionen der Erde vor. Viele dieser Arten sind vom Aussterben bedroht. Der Mensch hat besonders in den letzten 200 bis 300 Jahren  in das Ökosystem Meer radikal eingegriffen. Überfischung und Wasserverschmutzung sind große Gefahren. Besonders artenreich und sehr empfindlich sind Korallenriffe. Viele Fischarten, welche sich auf Korallenriffe spezialisiert haben, sind stark bedroht.

Noch schlechter sieht es für die Süßwasser-Fische aus. Flussbegradigungen, die Einleitung von Chemikalien, der Bau von Staustufen, die Vernichtung von Flussauen und vieles mehr haben bereits das Aussterben vieler Fischarten zur Folge gehabt. In den letzten Jahrzehnten gibt es hier zumindest in Europa, den USA und einigen anderen Ländern ein teilweises Umdenken. Viele Flüsse und Seen werden wieder natürlicher gestaltet. Aus der Sicht des Artenschutzes bleibt zu hoffen, dass dieser Trend anhält.

Süßwasserfische sind vor allem in tropischen Ländern artenreich. In Deutschland kommen nur etwa 60 Süßwasser-Fischarten vor. Das sind nur ungefähr 0,4 % aller Fischarten der Welt. In ganz Europa zählt man immerhin um die 500 verschiedene Süßwasserfische. Aber auch dies sind nur circa 3 % aller Arten von Süßwasserfischen weltweit.

 

Einige Gruppen der Fische

Etwa 10.000 der gut 30.000 Fischarten der Erde sind Barsche. Damit gehören zu der Ordnung der Barsche mehr Arten als es insgesamt an Säugetierarten auf der Welt gibt. Viele Barscharten leben im Süßwasser, nicht wenige aber auch im Meer.

Es existieren weltweit etwa 3.800 Karpfenarten, ebenso 3.800 Welsarten und 400 Heringarten (auch Sardellen sind zum Beispiel heringsartige Fische). Ungefähr 200 Arten gehören zu den sogenannten Lachsfischen. Dies sind nicht nur Lachse, auch andere wichtige Speisefische wie Forellen und Äschen sind wissenschaftlich Lachsfische. Die Ordnung der Aale ist ebenfalls reich an Arten, knapp 1.000 Aalarten leben auf der Welt.

Fische in Europa

 

Unter den Meeresfischen in Europa gibt es beispielsweise im Mittelmeer circa 700 Arten. Das Mittelmeer bewohnen rund 70 Fisch-Arten, welche nur in diesem Meer vorkommen (sogenannte endemische Mittelmeer-Fische). Unter den 700 Mittelmeerfischarten sind um die 50 Haiarten. Mehr Informationen zum  Hai im Mittelmeer gibt es auf dieser Seite. Ungefähr ebenso viele Rochenarten leben im Mittelmeer. Viele der rund 30 Brassenarten im Mittelmeer gehören zu den beliebten Speisefischen. Eine weitere bekannte Gruppe sind die rund 40 Makrelenarten. Zu den Makrelen gehören auch die Tunfische. Barben kommen in Südeuropa häufig als frische Meeresfische auf den Teller. Die Rotbarbe und die Streifenbarbe sind zwei bekannte Barbenarten. Zu den sieben Schwerfischarten gehört neben dem Schwertfisch auch der Mittelmeer-Speerfische. Diese über zwei Meter lange Fischart kommt nur in diesem Meer vor.

Man geht von etwa 250 Nordseefischarten aus, etwa ebenso viele Ostseefischarten. Die Nordsee und die Ostsee sind damit, was Fische betrifft, nicht so artenreich wie das Mittelmeer. Dies heißt aber nicht, dass es weniger Fisch gibt. Im kalten Meer leben oft mehr Fische als im warmen Meer. Zu den 25 Haiarten in Nordsee und Ostsee gehört auch der gefährliche Blauhai (mehr zu Haiarten in Nordsee und Ostsee). Nur sieben Heringsarten leben in den beiden an Deutschland grenzenden Meeren, darunter der Atlantische Hering und die Sardine. Zu den rund 30 Dorscharten gehört der berühmte Kabeljau, einer der wichtigsten Speisefischarten in Nordeuropa und in Mitteleuropa. Bestellt man in England "Fish and Chips" wird fast immer Kabeljau serviert. Auch unter den 16 Plattfischarten der Nordsee und Ostsee sind einige bedeutende Speisefische wie die Scholle, der Steinbutt oder die Rotzunge. Wie im Mittelmeer gibt es auch im nördlichen Meer in Europa giftige Fische, beispielsweise das Petermännchen.

Fischartenübersicht

Stand: 31.03.2019 Anzahl Arten: 27, Anzahl Bestände: 180, davon mit Bestandsdatenblättern: 76, verbreitet in 15 FAO-Fanggebieten

AAL, EUROPÄISCHER

Anzahl Bestände: 1

davon Bestandsdatenblätter: 1

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t):

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): ?

ALASKA-SEELACHS

Anzahl Bestände: 4

davon Bestandsdatenblätter: 3

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 2.410,6

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 11.518,7

BLAUFLOSSENTHUN, ATLANTISCHER (ROTER THUN)

Anzahl Bestände: 2

davon Bestandsdatenblätter: 1

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 14,8

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): ?

DORNHAI (2 ARTEN)

Anzahl Bestände: 7

davon Bestandsdatenblätter: 7

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 25,4

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 435,1

ECHTER BONITO (SKIPJACK)

Anzahl Bestände: 4

davon Bestandsdatenblätter: 4

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 2.476,8

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 3.203,1

FLUNDER

Anzahl Bestände: 5

davon Bestandsdatenblätter: 2

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 28,4

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): ?

GELBFLOSSENTHUN

Anzahl Bestände: 2

davon Bestandsdatenblätter: 2

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 521,6

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): ?

HEILBUTT, SCHWARZER

Anzahl Bestände: 5

davon Bestandsdatenblätter: 5

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 129,3

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 734,0

HERING

Anzahl Bestände: 20

davon Bestandsdatenblätter: 4

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 1.867,7

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 8.365,7

HOKI (LANGSCHWANZ-SEEHECHT, NEUSEELAND-SEEHECHT) (2 ARTEN)

Anzahl Bestände: 4

davon Bestandsdatenblätter: 2

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 235,6

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 1.400,0

KABELJAU/DORSCH (2 ARTEN)

Anzahl Bestände: 27

davon Bestandsdatenblätter: 8

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 1.608,8

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 3.220,4

KAISERGRANAT

Anzahl Bestände: 26

davon Bestandsdatenblätter: 2

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 67,3

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): ?

KLIESCHE (2 ARTEN)

Anzahl Bestände: 3

davon Bestandsdatenblätter: 3

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 187,7

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 895,0

MAKRELE

Anzahl Bestände: 1

davon Bestandsdatenblätter: 1

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 1.155,9

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 2.353,9

NORDSEEGARNELE (KRABBE, GRANAT)

Anzahl Bestände: 1

davon Bestandsdatenblätter: 1

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 31,4

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): ?

ROTBARSCH (2 ARTEN)

Anzahl Bestände: 7

davon Bestandsdatenblätter: 3

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 137,0

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 1.132,3

SANDAAL

Anzahl Bestände: 7

davon Bestandsdatenblätter: 3

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 518,4

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 919,5

SARDELLE, EUROPÄISCHE / ANCHOVIS

Anzahl Bestände: 1

davon Bestandsdatenblätter: 1

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 150,4

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): ?

SARDINE

Anzahl Bestände: 3

davon Bestandsdatenblätter: 1

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 52,2

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 148,7

SCHELLFISCH

Anzahl Bestände: 7

davon Bestandsdatenblätter: 4

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 336,8

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 921,9

SCHOLLE

Anzahl Bestände: 5

davon Bestandsdatenblätter: 3

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 128,8

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 1.006,0

SEEHECHT (6 ARTEN)

Anzahl Bestände: 10

davon Bestandsdatenblätter: 4

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 1.050,8

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 2.624,9

SEELACHS

Anzahl Bestände: 4

davon Bestandsdatenblätter: 3

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 321,1

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 987,9

SEETEUFEL (4 ARTEN)

Anzahl Bestände: 9

davon Bestandsdatenblätter: 3

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 85,8

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 326,9

SEEZUNGE

Anzahl Bestände: 6

davon Bestandsdatenblätter: 1

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 21,6

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 94,8

SPROTTE

Anzahl Bestände: 6

davon Bestandsdatenblätter: 2

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 483,8

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): 2.052,5

STEINBUTT

Anzahl Bestände: 3

davon Bestandsdatenblätter: 2

Summe aller Fänge oder Anlandungen (in 1.000 t): 4,7

Laicherbiomasse aller Bestände (in 1.000 t): ?

Aal, Europäischer

Biologische Charakteristika

Der Europäische Aal ist eine fakultativ katadrome Art: Die meisten Tiere wandern zum Aufwachsen aus dem Meer die Flüsse hinauf. Während sie den Großteil ihres Lebens in Küsten- und Binnengewässern verbringen, liegt ihr Laichgebiet in der Sargassosee, einem Seegebiet zwischen Bermuda und den Westindischen Inseln, bis zu 7.000 km von den Aufwuchsgebieten in Europa bzw. Nordafrika entfernt. Dort schlüpfen die Aallarven, die wegen ihrer speziellen Form als Weidenblattlarven bezeichnet werden. Sie driften mit den nordatlantischen Strömungssystemen, vor allem dem Golfstrom, an die europäischen und nordafrikanischen Küsten. Wie lange diese Reise dauert, ist nicht abschließend geklärt. Kurz vor Ankunft an den Küsten wandeln sich die inzwischen etwa 70 mm langen Larven in Glasaale um, welche bereits die Körperform erwachsener Tiere besitzen, aber noch transparent sind. Sie wandern in Brackwassergebiete ein, um dort zu verbleiben, oder beginnen mit dem Aufstieg in die Flüsse, wenn diese etwa 10-12°C Wassertemperatur erreichen. Als Steigaale sind sie bereits voll gefärbt. Während der anschließenden Aufwuchsperiode, die ausschließlich dem Nahrungserwerb dient, färben sich die Seiten und der Bauch der Fische gelblich. Sie werden nun Gelbaale genannt. Im Alter von 6 bis mehr als 20 Jahren beginnt die Umwandlung zum Blankaal. Dabei vergrößern sich Augen und Brustflossen, die Haut auf dem Rücken wird dunkler, der Bauch hingegen silbrig glänzend. Diese Färbung dient der besseren Tarnung im Meer. Die Nahrungsaufnahme wird eingestellt und der Darmkanal zurückgebildet. Langsam beginnt die Reifung der Geschlechtsorgane, ein Prozess, der aber wohl erst in der Sargassosee abgeschlossen wird. Meist verbunden mit Hochwasserereignissen im Spätsommer/Herbst wandern die Tiere ins Meer ab und verschwinden im Atlantischen Ozean. Auf welchen Routen sie die Sargassosee erreichen, ist noch immer nicht geklärt. Als sicher gilt aber, dass sie nach dem Laichen verenden. Der Europäische Aal ist eine panmiktische Art: im Unterschied zu den meisten anderen Fischarten gibt es keine reproduktiv isolierten Bestände, sondern es handelt sich um eine einzige, das gesamte Verbreitungsgebiet umfassende Population. [2] [14] [182] [184] [186] [229] [698]

Kennzahlen

Maxima: Länge: bis 133 cm, Alter: bis 88 Jahre, Masse: bis 6,6 kg [229]

IUCN-Status: vom Aussterben bedroht (CR) [384] (Zugriff 15. Nov. 2017)CITES-Status:gelistet in Anhang II [3]OSPAR: gelistet, alle Regionen [134]

Widerstandsfähigkeit (resilience): niedrig (Verdopplung der Population dauert 4,5-14 Jahre) [229]

Fruchtbarkeit (fecundity): 1-8 Mio. Eier pro Weibchen [585]

Trophische Ebene: 3,6 ± 0,3 (Standardfehler) [229]

Verbreitung

Der europäische Aal ist an den Küsten des Atlantiks von Skandinavien bis Marokko verbreitet, einschließlich Mittelmeer, Schwarzes- und Weißes Meer. Außerdem in den Flüssen (und angrenzenden Seen) des Nordatlantiks, der Ostsee und des Mittelmeeres. Die natürliche Verbreitung beschränkt sich auf Gewässer mit Verbindung zum Meer, durch Besatz werden aber auch abgetrennte Seen und Teiche besiedelt. Das Laichgebiet liegt im westlichen Atlantik (Sargassosee) und wird über ozeanische Wanderungen erreicht. [2] [100] [229]

Aussehen

Ausgewachsene Aale haben einen schlangenförmigen, langgestreckten, runden Körper. Im Gegensatz zu manchen anderen aalartigen Fischen sind Brustflossen vorhanden. Rücken-, Schwanz- und Afterflosse bilden einen durchgehenden Flossensaum. Die Haut ist dick, mit tief eingebetteten winzigen, ovalen Schuppen. Die Färbung und einige körperliche Merkmale verändern sich im Laufe der Entwicklung über Weidenblattlarve, Steigaal, Gelbaal und Blankaal (siehe Biologische Charakteristika). [14] [229]

Wirtschaftliche Bedeutung

Der europäische Aal wird als Glasaal, Gelbaal und Blankaal kommerziell genutzt. Glasaale werden kurz nach ihrer Ankunft in den Flussmündungen vor allem Frankreichs, Englands, Spaniens, Portugals und Italiens befischt. Sie dienen als Setzlinge für die europäische Aal-Aquakultur oder werden als Besatzaale in europäischen Binnengewässern verteilt. Diese Tiere sind extrem wertvoll. Ein Teil der Glasaale wird direkt konsumiert, vor allem in Südwest-Europa. Die durchschnittliche Sterblichkeit beim Fang von Glasaalen liegt bei 40%. Bis vor dem seit 2011 gültigen Exportverbot für Europäischen Aal wurden Glasaale in großen Mengen auch nach China exportiert, wiederum als Aquakultur-Setzlinge. Gelbaale werden Zeit ihres Lebens in Binnen- und Küstengewässern befischt, ebenso wie Blankaale auf ihrem Weg in den Atlantik. Sowohl kommerzielle als auch Freizeitfischerei sind von Bedeutung. [13] [14] [184] [185]

Produktarten

Die Angebotsformen von Aal sind vielfältig. Das Fleisch ist fett und eignet sich deshalb besonders gut zum Räuchern. In Deutschland werden daher rund 80% der Aale geräuchert angeboten. Er kommt zudem frisch oder eingesalzen auf den Markt. Spezielle Zubereitungsformen wie Aalsuppe oder Aal in Aspik sind heutzutage auch als Fertigprodukte im Handel erhältlich. In England und Südeuropa werden Glasaale zu Konserven verarbeitet. 

Alaska-Seelachs

Biologische Charakteristika

Der Alaska-Seelachs wird auch als Alaska-Pollack oder Pazifischer Pollack bezeichnet (engl. walleye pollock oder Alaska pollock). Er gehört wie Kabeljau und Schellfisch zu den dorschartigen Fischen (Gadiformes), ist also entgegen seinem deutschen Namen kein Lachsverwandter. Neuere genetische Studien zu den Verwandtschaftsverhältnissen verschiedener Dorschartiger ergaben, dass Alaska-Seelachs evolutionsbiologisch in eine Reihe mit den verschiedenen Kabeljau-Arten in Atlantik und Pazifik gehört. Aus diesem Grund erfolgte eine neue taxonomische Einordnung. Der lateinische Name ändert sich daher von Theragra chalcogramma in Gadus chalcogrammus, an der deutschen Handelsbezeichnung wird sich dagegen vermutlich nichts ändern. Ein naher Verwandter ist der Norwegische Pollack (Theragra finnmarchica) in der Barentssee (Nordostatlantik). Genetische Untersuchungen weisen allerdings darauf hin, dass es sich bei T. finnmarchicanicht um eine eigene Art handelt. Alaska-Seelachs bildet besonders zur Laichzeit große Schulen. Er ist sowohl in flachen, küstennahen Gewässern aber auch über das gesamte Aleutische Becken der Bering See verbreitet zu finden. Meist leben die erwachsenen Tiere nahe am Meeresboden in 30-400 m bis maximal 1000 m Wassertiefe, können aber auch im Oberflächenwasser angetroffen werden. Der Alaska-Seelachs macht täglich Vertikalwanderungen, bei denen die Tiere nachts zum Fressen an die Oberfläche kommen. In der Regel wandern die Fische im Sommer in küstennähere und im Winter in küstenfernere Bereiche, wo sie in größeren Tiefen überwintern. Alaska-Seelachs wird mit etwa 3-4 Jahren geschlechtsreif. Die Laichzeit hängt von der Region ab, im Golf von Alaska (Straße von Shelikof) liegt sie zwischen April und Mai, im Aleutischen Becken zwischen Januar und März, in der südöstlichen Beringsee zwischen März und Juni und in den Gewässern um die Pribilof Inseln von Juni bis August. Die Weibchen geben dann über einige Wochen in mehreren Schüben bis zu 2 Millionen Eier ab. Die Larven schlüpfen nach etwa 1-3 Wochen in der Laichtiefe von meist 100-250 m, steigen ins Oberflächenwasser auf und entwickeln sich in flacherem Wasser von etwa 30 m. Alaska-Seelachs spielt eine große Rolle im Ökosystem. Er ist ein wichtiger Nahrungsbestandteil vieler mariner Säuger, Seevögel und größerer Fische. Hauptnahrung der Larven sind winzige Krebstiere (Hüpferlinge) später werden insbesondere Krill, verschiedene Fische und Bodentiere gefressen. Kannibalismus älterer Alaska-Seelachse auf Jungtiere ist verbreitet. [100] [193] [229] [375] [551] [688] [697]

Kennzahlen

Maxima: Länge: bis 105 cm, Alter: bis 22 Jahre, Masse: bis 6,05 kg [377]

IUCN-Status: nicht bewertet (NE) [384] (Zugriff am 16. April 2018)CITES-Status: nicht gelistet [3]

Widerstandsfähigkeit (resilience): niedrig, Verdopplung der Population dauert 4,5 - 14 Jahre [229]

Fruchtbarkeit (fecundity): bis zu 2 Mio Eier pro Weibchen pro Jahr [193]

Trophische Ebene: 3,6 ± 0,1 (Standardfehler) [229]

Verbreitung

Alaska-Seelachs ist im Nordpazifik weit verbreitet. Das Verbreitungsgebiet reicht im Westen vom südlichen japanischen Meer über die Beringsee und bis in die Chukchi See im Norden und im Osten bis nach Carmel in Kalifornien (USA). Besonders häufig ist er im Golf von Alaska, dem Ochotskischen Meer und in der Beringsee. Der Norwegische Pollack (Theragra finnmarchica) kommt in der Barentssee (Nordostatlantik) vor, wurde bisher aber nur in wenigen Exemplaren gefangen. [229] [688]

Aussehen

Der Alaska-Seelachs ist ein Verwandter des Kabeljaus. Wie dieser besitzt er einen schlanken Körper, wird aber nicht ganz so groß. Eine Kinnbartel ist nicht vorhanden oder sehr klein, der Unterkiefer steht vor und die Augen sind sehr groß. Der Körper ist auf dem Rücken und in die Seiten auslaufend silbrig mit dunklem, olivgrün bis braun gefärbtem, oft marmoriertem oder fleckigem Muster. Der Bauch ist hell, die Flossen hingegen dunkler gefärbt. [100] [229] [376]

Wirtschaftliche Bedeutung

Alaska-Seelachs ist Grundlage der weltweit zweitgrößten Fischerei (nach der peruanischen Sardelle). Diese liefert über 40% der weltweiten Weißfisch-Produktion, mit Filet, ganzen Fischen und Surimi in gleichen Teilen. Japan und Süd-Korea sind Hauptkonsumenten von Surimi und Rogen. Deutschland ist in der EU der größte Abnehmer für Filet. In Deutschland liegt Alaska-Seelachs seit einigen Jahren auf Platz eins der konsumierten Fischarten. Sein zartes weißes oder leicht rosafarbenes, grätenarmes und geschmacklich mildes Fleisch eignet sich für die verschiedensten Zubereitungsarten. [14] [166] [192] [193] [342]

Produktarten

Alaska-Seelachs wird direkt nach dem Fang auf den Verarbeitungsschiffen meist als Filet, aber auch als ausgenommener Fisch tiefgefroren und nach der Anlandung weiter verarbeitet. In Europa und Nord Amerika werden die Filets oft in Teighülle oder Panade angeboten. Er ist meist Hauptbestandteil von Fischstäbchen oder Tiefkühlfertigprodukten. Auch Surimi wird meist aus Alaska-Seelachs hergestellt, welches wiederum Bestandteil des Krebsersatzfleisches bzw. Krebsfleischimitates ist. Darüber hinaus gibt es einen Markt für den Rogen(vornehmlich in Asien).

Alaska-Seelachs im Golf von Alaska

ÖKOREGION

Golf von Alaska

FANGGEBIET

Beringsee/Golf von Alaska FAO 67

ART

Gadus chalcogrammus (Theragra chalcogramma)

1 BESTANDSZUSTAND

Wiss. Begutachtung

Durch Alaska Fisheries Science Center (AFSC), http://www.afsc.noaa.gov und Alaska Department of Fish and Game (ADF&G), http://www.adfg.alaska.gov, zusammengestellt und veröffentlicht vom North Pacific Fishery Management Council, (NPFMC), http://www.npfmc.org/

Methode, Frequenz

Jährliche Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung von Fangdaten sowie Daten aus mehreren unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen. Für diesen Alaska-Seelachs-Bestand ist der Zusammenhang zwischen Anzahl der Elterntiere und Nachwuchsproduktion zu unsicher, um Referenzwerte nach dem Konzept des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrags (MSY) festzulegen. Im Managementplan wird für solche Bestände hilfsweise ein MSY-Biomasse-Referenzwert von 35% der unbefischten Situation festgelegt (B35%). Der Management-Zielwert liegt etwas höher (B40%) und schließt Unsicherheiten in der Bestandsberechnung ein. Bei Erreichen eines Limitreferenzwerts (B20%) wird die gezielte Fischerei eingestellt. Die Fangempfehlung wird als „akzeptabler Fang“ (ABC = Acceptable Biological Catch) angegeben. Referenzwerte für die fischereiliche Sterblichkeit werden in Bezug dazu (FABC = F40%) und in Bezug zur Überfischung (FOFL ~ Fmsy = F35%) gegeben. Die Berechnung für das süd-östliche Verbreitungsgebiet erfolgt getrennt. [281] [327]

Wesentliche Punkte

2017/2018: Die Laicherbiomasse wird 2018 voraussichtlich weiter zunehmen und liegt weit über dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (B35%) und dem anspruchsvolleren Management-Referenzwert (B40%). Der Fischereidruck liegt unterhalb aller Referenzwerte, der Bestand wird nachhaltig bewirtschaftet. Die Nachwuchsproduktion ist weiterhin schwach. [281]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse 

(Reproduktionskapazität) Fischereiliche Sterblichkeit

volle Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

nachhaltig bewirtschaftet (nach Vorsorgeansatz)

über dem Grenzwert (nach Managementplan)

innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach Managementplan)

innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

angemessen (nach höchstem Dauerertrag)

Die Klassifizierung beruht auf der Vorhersage für 2018. B35% dient als MSY-Referenzwert für die Laicherbiomasse, FOFL (F35%) für die fischereiliche Sterblichkeit (F). Management-Referenzwerte sind der anspruchsvollere Biomasse-Wert B40% und FABC (F40%) für F.

Bestands­entwicklung

Alaska-Seelachs war Mitte der 1960er Jahre nur Beifang in anderen Fischereien, z.B. auf pazifischen Rotbarsch. Als deren Fänge abnahmen, wurde Alaska-Seelachs immer mehr zur primären Zielart. Die gerichtete Fischerei begann im Golf von Alaska durch ausländische Fahrzeuge in den frühen 1970er Jahren; Mitte der 1970er Jahre kamen US-Schiffe hinzu. Die Fänge nahmen Ende der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre stark zu. Seit 1988 wird die Fischerei nur noch durch US-Fahrzeuge durchgeführt. Diese Bestandsbeschreibung bezieht sich auf die westlichen und zentralen Gebiete und umfasst somit das Hauptverbreitungsgebiet im Golf von Alaska. Die Bestandsgröße war bis Ende der 1970er Jahre relativ niedrig, stieg dann aber in den frühen 1980er Jahren auf ihren Höchstwert. Nach 1994 war eine rapide Abnahme zu beobachten, der Bestand fiel Ende der 1990er unter 35% der unbefischten Bestandsgröße und erreichte 2003 nur noch 25%. Nach 2003 stieg die Laicherbiomasse langsam wieder bis über den Management-Referenzwert (B40%), nahm zwischen 2013 und 2016 erneut ab und steigt seither wieder. Die Vorhersage für 2018 sieht die Laicherbiomasse weit über B40%. Die fischereiliche Sterblichkeit liegt unter den Referenzwerten, der Bestand wird also nachhaltig bewirtschaftet. Ausschlaggebend für die Klassifizierung des Bestandszustandes ist die Laicherbiomasse der Weibchen. [281]

Ausblick

Der Bestand ist der derzeit zwar in gutem Zustand, die zukünftige Entwicklung ist aber unsicherer als in den Vorjahren. Die altersspezifischen Gewichte haben abgenommen, die Nachwuchsproduktion ist schwach und der Bestand besteht hauptsächlich aus einem sehr starken Jahrgang. Die erlaubten Fangmengen müssen daher in den nächsten Jahren voraussichtlich reduziert werden. [281] [971]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Die Bestandsentwicklung des Alaska-Seelachs im Golf von Alaska ist abhängig von diversen Umweltfaktoren. Insbesondere die Temperatur hat einen Einfluss auf die Nachwuchsproduktion. [281]

2FISCHEREIMANAGEMENT

Wer und Wie

Das Fischereimanagement in den Gewässern der USA erfolgt nach dem Magnuson-Stevens Fishery Conservation and Management Act (MSFCM) von 1976. Der National Marine Fisheries Service (NMFS) bewirtschaftet die Grundfischfischerei in der ausschließlichen Wirtschaftszone (3-200 sm, Bundesgewässer) im Golf von Alaska (GOA) und legt Höchstfangmengen (TACs) für diesen Bestand fest. Das Management von Bundesstaatsgewässern (0-3 sm) unterliegt dem Alaska Department of Fish and Game (ADF&G). Die Bewirtschaftung erfolgt gemäß dem Managementplan für Grundfische im GOA. Alaska-Seelachs ist eine Zielart dieses Managementplanes, der unter anderem Regularien zu Fanggeräten, Gebietsschließungen, Beifangreduzierung (siehe „Beifänge und Rückwürfe“) und Meldepflichten enthält. [196] [281] [327]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Die Höchstfangmengen (TACs) für diesen Bestand werden seit Jahren den wissenschaftlichen Empfehlungen folgend festgesetzt. Die jährlichen Anlandungen liegen innerhalb dieser Vorgaben. [281]

Karten

 

Verbreitungsgebiet

Managementgebiet

Die Bewirtschaftung von Alaska-Seelachs im Golf von Alaska erfolgt über zwei Höchstfangmengen (TACs), eine für die westlichen und zentralen (West, Central & West Yakutat) und eine für die süd-östlichen Gebiete, sowie ein festgelegtes „harvest level“ für den Prinz William-Sund. Der TAC für die süd-östlichen Gebiete kann von den herkömmlichen Fahrzeugen wegen des Verbots von Schleppnetzen nicht genutzt werden. Für dieses Gebiet gibt es eine getrennte Bestandsberechnung. [193] [281] [327] [1043]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang 2016: 177,1; davon etwa 90% pelagische Schleppnetze

TACs (westlich 140°W / Südost) 2012: 105,47 / 10,8   2013: 110,3 / 10,8   2014: 162,4 / 12,6  

2015: 186,5 / 12,6   2016: 247,95 / 9,9   2017: 198,7 / 9,9   

2018: 157,5 / 8,8   [281] [327] [1043]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf unberichtete oder illegale Fänge von Alaska-Seelachs aus dem Golf von Alaska. [281]

3FISCHEREI UND ÖKOLOGISCHE EFFEKTE

Struktur und Fangmethode

Im Golf von Alaska werden etwa 90% der Fänge mit pelagischen Schleppnetzen gefischt. Im Winter zielt die Fischerei vor allem auf Vorlaicher-Ansammlungen in der Shelikof-Straße und nahe der Shumagin-Inseln. Die Sommerfischerei ist weniger vorhersagbar, findet in der Regel aber östlich der Kodiak-Insel und entlang der Alaska-Halbinsel statt. Die Alaska-Seelachs-Fänge im Golf von Alaska machen nur 3% der globalen Alaska-Seelachs-Fänge aus, das wichtigere Fanggebiet ist die östliche Beringsee. [196] [281] [327]

Beifänge und Rückwürfe

Die Fischerei mit pelagischen Schleppnetzen kann ohne nennenswerte unerwünschte Beifänge durchgeführt werden. Zwischen 2012 und 2016 bestanden etwa 96% der Fänge in dieser Fischerei aus Alaska-Seelachs (bezogen auf Gewicht von gefangenen Zielarten). Alaska-Seelachs muss generell an Bord behalten werden, wenn die Fischerei geöffnet ist, unabhängig vom verwendeten Netz und der angegebenen Zielart (soweit nicht andere Regularien greifen). Geringe Rückwürfe kommen aber dennoch vor (2016: 0,6% bezogen auf den Gesamtfang), meist zu kleine Alaska-Seelachse oder solche, die zu groß für die Filetiermaschinen sind. Mögliche Beifänge anderer Zielarten (durch Höchstfangmengen reguliert) sind z.B. Pazifischer Kabeljau und Tintenfische. Außerdem können Nicht-Zielarten wie verschiedene Fische und Quallen beigefangen werden. Schließlich gibt es ein Fangverbot für Arten, die die traditionelle küstennahe Fischerei stützen, und die daher vermieden oder unverzüglich unverletzt zurückgesetzt werden müssen (z.B. pazifischer Hering, pazifischer Heilbutt und verschiedene Krabben). 2010 war der Beifang von Königslachs so hoch, dass besondere Management-Maßnahmen ergriffen wurden, um diesen Beifang zu verringern (z.B. Beifanglimits, nach deren Erreichen die Fischerei geschlossen wird). Dieser Beifang wurde dadurch erheblich reduziert, ist aber 2016 wieder gestiegen. [281] [327] [362]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Diese Fischerei wird hauptsächlich mit pelagischen Schleppnetzen durchgeführt, die wenig Grundberührung haben. Besonders empfindliche Gebiete (z.B. Schutzgebiete für Kaltwasserkorallen und Seeberge) sind für die Grundschleppnetzfischerei geschlossen. 

Alaska-Seelachs ist Hauptnahrungsquelle für Stellersche Seelöwen (westliche Art). Die Fischerei könnte daher einen negativen Einfluss auf die nach IUCN Kriterien stark gefährdete (EN) Art (Zugriff 02. Febr. 2018) haben. Das Management für Alaska-Seelachs enthält verschiedene Regularien, um die Seelöwen zu schützen und ihre Ernährung zu sichern. Hierzu gehören Schließungen der Fischerei in den Gewässern um Seelöwenkolonien, Reduzierung der Alaska-Seelachs Entnahme aus bestimmten Gebieten und die Verteilung der Fischerei auf verschiedene Zeiträume. Außerdem soll die gerichtete Fischerei geschlossen werden, wenn die Alaska-Seelachs Laicherbiomasse im nächsten Jahr unter den Limitreferenzwert (B20%) zu fallen droht. [195] [196] [281] [327] [384]

4ZUSÄTZLICHE INFORMATIONEN

Biologische Besonder­heiten

Alaska-Seelachs (englisch Alaska pollock oder walleye pollock) gehört zu den dorschartigen Fischen (Gadiformes), ist also entgegen seinem deutschen Namen kein Lachsverwandter. Neuere genetische Studien zu den Verwandtschaftsverhältnissen verschiedener Dorschartiger ergaben, dass Alaska-Seelachs evolutionsbiologisch in eine Reihe mit den verschiedenen Kabeljau-Arten in Atlantik und Pazifik gehört. Aus diesem Grund erfolgte eine neue taxonomische Einordnung. Der lateinische Name ändert sich daher von Theragra chalcogramma in Gadus chalcogrammus. An der deutschen Handelsbezeichnung wird sich dagegen voraussichtlich nichts ändern. [281] [551] [697]

Zusätzliche Informationen

In den Gewässern um Alaska werden vier Alaska-Seelachs Bestände bewirtschaftet: Östliche Beringsee, Aleuten, Bogoslof-Insel und Golf von Alaska. Zwischen den ersten dreien gibt es wahrscheinlich einen Austausch, während der Bestand im Golf von Alaska separierter ist. Die Trennung der Bestände in der Beringsee ist durch die Analyse der Larvendrift sowie durch genetische Untersuchungen nachgewiesen. Der größte Bestand ist der in der östlichen Beringsee. 

Um den Konsumenten vor radioaktiv belasteten Lebensmitteln zu schützen, besonders nach dem Reaktor-Unglück im japanischen Fukushima, führt die EU regelmäßige Importkontrollen durch; Eigenkontrollen der deutschen Industrie ergänzen diese Untersuchungen. Die Kontrollen aus dem gesamten Pazifik zeigen, dass bislang keine radioaktiv belasteten Fischereierzeugnisse in die EU eingeführt werden. Die Informationen werden regelmäßig aktualisiert (siehe Literaturquellen für entsprechende Links). [281] [346] [347] [348]

Zertifizierte Fischereien

Die gesamte Alaska-Seelachs Fischerei der USA (100% der Fangmenge) ist seit 2005 nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) nachhaltigkeitszertifiziert und wurde im Januar 2016 für weitere fünf Jahre rezertifiziert. Die Alaska-Seelachs-Fischerei im Golf von Alaska sowie in der östlichen Beringsee und bei den Aleuten ist außerdem nach dem weniger anspruchsvollen regionalen ASMI (Alaska Seafood Marketing Institute) Programm zertifiziert. [4] [888] Siehe

http://fisheries.msc.org/en/fisheries/alaska-pollock-gulf-of-alaska/@@view 

http://www.alaskaseafood.org/rfm-certification/certified-fisheries/alaska-pollock/

Soziale Aspekte

Innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der USA steht Alaska-Seelachs für die größten Fänge einer einzelnen Art. Die Alaska-Seelachs Fischerei in der Beringsee, um die Aleuten, sowie im Golf von Alaska ist im Moment die größte Fischerei in den USA und eine der größten Weißfisch-Fischereien weltweit. Im Golf von Alaska fischen nur einheimische Fahrzeuge, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach US-Regeln. 

Alaska-Seelachs im Ochotskischen Meer

ÖKOREGION

Ochotskisches Meer

FANGGEBIET

Ochotskisches Meer FAO 61

ART

Gadus chalcogrammus (Theragra chalcogramma)

 BESTANDSZUSTAND

Wiss. Begutachtung

Russisches Forschungszentrum für Pazifik-Fischfang, (TINRO-Center), http://www.tinro-center.ru/eng (auf Russisch) [aktuelle Dokumente nicht immer verfügbar, Informationen teilweise aus Sekundärliteratur]

Methode, Frequenz

Regelmäßige Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung von Fangdaten und hydroakustischen Bestandserfassungen, sowie Daten aus mehreren weiteren unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen. In der Bewirtschaftungsregel sind Ziel- und Limit-Referenzpunkte für fischereiliche Sterblichkeit (Ftgt, Flim) und Laicherbiomasse (Btgt, Blim) definiert. Btgt dient hilfsweise als Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY-Proxy). Ftgt entspricht einem möglichen Referenzwert zur Erlangung des MSY (Fmsy). Die Referenzwerte werden in den jährlichen Begutachtungen neu berechnet. Fangempfehlungen werden auf Basis der Bewirtschaftungsregel („harvest control rule“) gegeben. Die hier verwendeten Informationen stammen zum Teil aus Sekundärliteratur, da Originaldokumente nicht oder erst spät veröffentlicht werden. 

 

Wesentliche Punkte

2016/2017: Die Laicherbiomasse des Bestandes liegt über dem Management-Referenzwert und über dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY-Proxy). Aktuelle Daten zur fischereilichen Sterblichkeit (F) liegen nicht vor. [283] [687] [689]

 

Bestands­zustand

Laicherbiomasse 

(Reproduktionskapazität)

Fischereiliche Sterblichkeit

Referenzwerte nicht definiert (nach Vorsorgeansatz)

unbekannt (nach Vorsorgeansatz)

innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach Managementplan)

unbekannt (nach Managementplan)

innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

unbekannt (nach höchstem Dauerertrag)

Die Klassifizierung der Laicherbiomasse und ihre graphische Darstellung beruhen auf Daten aus dem aktuellen MSC-Kontrollbericht von 2016. Btgt dient hilfsweise als Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (MSY-Proxy). Eine Einordnung der fischereilichen Sterblichkeit ist derzeit nicht möglich, da keine aktuellen Daten veröffentlicht sind; die Grafik gibt den letzten verfügbaren Kenntnisstand von 2010 wider.

 

Bestands­entwicklung

Die Bestandsstruktur von Alaska-Seelachs im Ochotskischen Meer ist nicht vollständig geklärt. Im nördlichen Ochotskischen Meer handelt es sich wahrscheinlich um einen Bestandskomplex mit verschiedenen Haupt-Laichgebieten. Die Russische Fischerei auf diesen Bestand begann in den frühen 1960er Jahren. Die Anlandungen stiegen fast kontinuierlich an, bis 1975 das erste historische Maximum erreicht wurde (russische und japanische Fänge). Nach einer Abnahme durch strengere Quotenregulierung und Ausweitung der ausschließlichen Wirtschaftszone folgte 1985-1997 eine zweite Phase hoher Anlandungen und die Ausweitung der Fischerei in nördliche Bereiche des Ochotskischen Meeres. Nach erneuter Abnahme wurde 2004 ein Minimum erreicht, es folgte ein Anstieg bis 2010. Seitdem nehmen die Anlandungen wieder ab. Die Laicherbiomasse lag bis 1981 unter dem Ziel-Referenzwert, wuchs in den 1980er Jahren stark an, sank aber 1998 erneut unter den Ziel-Referenzwert. Es folgte ein stetiger Anstieg, bis 2006 der Zielwert wieder erreicht wurde. Einige Jahre schwankte die Laicherbiomasse um den Zielwert, steigt aber seit 2013 weiter an. Aktuelle Daten zur fischereilichen Sterblichkeit (F) liegen nicht vor. Bis 2010 lag sie im Rahmen von MSY. Die Fischerei außerhalb der russischen ausschließlichen Wirtschaftszone im sogenannten „Peanut Hole“ begann gegen Ende der 1980er Jahre. Diese nicht regulierte Fischerei erzielte in den Jahren 1991-94 Höchstanlandungen von 698.000 t. Seit 1995 konnten diese Anlandungen eingeschränkt werden. [284] [338] [339] [343] [351] [687]

 

Ausblick

Die Laicherbiomasse wächst seit einigen Jahren und wird wahrscheinlich auch in naher Zukunft noch etwas zunehmen. Die erlaubten Fangmengen können daher zumindest stabil bleiben oder ebenfalls leicht steigen. [284] [persönliche Mitteilung, A. Buglak, Russland, Jan. 2017]

 

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Die Fangmöglichkeiten für Alaska-Seelachs hängen generell vom periodischen Auftreten starker Jahrgänge ab, das wiederum den schwankenden Umweltbedingungen unterliegt. Starker Einstrom von Pazifik-Wasser bildet in Kombination mit milden Eisbedingungen gute Bedingungen für eine starke Nachwuchsproduktion. Eine kalte Periode nach 1998 hat die Produktivität von Alaska-Seelachs im Ochotskischen Meer reduziert. Wärmeres Wasser hingegen führte zu einem sehr starken 2004er Jahrgang. Wahrscheinlich gibt es in warmen Jahren u.a. eine bessere Verfügbarkeit von Nahrung, junge Fische haben eine höhere Anfangs-Wachstumsrate und damit eine erhöhte Überlebensrate. [338] [339]

 

FISCHEREIMANAGEMENT

Wer und Wie

Das Fischereimanagement in Russland erfolgt durch die Bundesbehörde für Fischerei (Rosrybolovstvo, FFA). Die Fangempfehlungen basieren auf einer Bewirtschaftungsregel (Harvest control rule). Die FFA legt die Höchstfangmengen (TACs) fest, nachdem die wissenschaftlichen Empfehlungen von verschiedenen Gremien überprüft und ggf. modifiziert wurden. Für das Ochotskische Meer werden vier getrennte TACs für die Gebiete Nord-Ochotsk, Ost-Sachalin, West-Kamtschatka und Kamtschatka-Kurilen festgelegt. Ein geringer Teil der jeweiligen TACs wird der kleinen Küstenfischerei zugeordnet. Die Bewirtschaftung erfolgt außerdem über saisonale Gebietsschließungen sowie technische Regularien (z.B. minimale Anlandelänge). 2006 wurde die „Pollock Catchers Association” (PCA) als ein Zusammenschluss der größten russischen Fischerei-Unternehmen gegründet. Neben Marketing, Forschung und Zusammenarbeit mit den Behörden stellt die PCA auch englischsprachige Dokumente (Übersetzungen und eigene) mit wissenschaftlichen Informationen zur Verfügung. [283] [284] [344] [351] [687]

 

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Seit 2001 stimmen wissenschaftliche Empfehlung, erlaubte Höchstfangmengen (TACs) und die gemeldeten Fänge weitestgehend überein. Siehe dazu aber auch unter „IUU-Fischerei“. Mitte der 1990er Jahre wurde die Fangmenge in den Gebieten West-Kamtschatka und Kamtschatka-Kurilen über den wissenschaftlichen Empfehlungen festgesetzt. Die Anlandungen lagen hier meist im Rahmen der TACs. In dem Gebiet Nord-Ochotsk wichen TACs und wissenschaftliche Empfehlung bis 2000 voneinander ab, zusätzlich kam es 1984-88 zu erheblichen Überschreitungen der TACs, als die Fischerei in neue Gebiete ausgeweitet wurde. Die Höchstfangmenge für die drei Managementgebiete lag 2014 2% über der wissenschaftlichen Empfehlung, 2015 und 2016 stimmen Empfehlung und TAC überein. Die Gesamt-Anlandungen liegen in den letzten Jahren im Rahmen der TACs. In einzelnen Untergebieten kommt es aber in einigen Jahren zu zum Teil eheblichen Überschreitungen. [284] [341] [343] [687]

 

Verbreitungsgebiet, Managementgebiet

Die Wissenschaft geht derzeit davon aus, dass es sich bei Alaska-Seelachs im nördlichen Ochotskischen Meer um einen Bestandskomplex mit verschiedenen Haupt-Laichgebieten handelt. Die Bestandsstruktur ist allerdings nicht vollständig geklärt. Das Gebiet Ost-Sachalin ist in die Bestandsberechnung nicht einbezogen. Die Unterteilung des Ochotskischen Meeres in einzelne Managementgebiete basiert auf der Lage der Laichgebiete. Das Management erfolgt in vier Untergebieten: Nord-Ochotsk (NO), West-Kamtschatka (WK), Kamtschatka-Kurilen (KK) und Ost-Sachalin (OS). Das Zentrum des Ochotskischen Meeres gehört zu den internationalen Gewässern („Peanut Hole“). [284] [337] [687]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang 2014: 815,3 (ohne Ost-Sachalin); hauptsächlich pelagische Schleppnetze, außerdem Snurrewaden (Danish seine) und Langleinen

TACs (Summe Untergebiete/ohne Ost-Sachalin) 2010: 1079/1010  2011: 1002/920  2012: 959/862 

2013: 920/840  2014: 885/821  2015: 1007/904 

2016: 1074/967  2017: 1071/967  [283] [284]

[344] [351] [687] [persönliche Mitteilung, A. Buglak, 

Russland, Jan. 2017]

IUU-Fischerei

Illegale Fischerei war lange Zeit ein Problem im Ochotskischen Meer, große Mengen illegal gefangener Fisch und Rogen wurden in fremden Häfen (z.B. in Südkorea) angelandet. Schätzungen der Anlandungen durch die illegale Fischerei basieren u. a. auf der Menge von exportiertem Rogen im Verhältnis zur tatsächlich erlaubten Höchstfangmenge (TAC). Für 2005 wurde von einer Überfischung des TACs im Ochotskischen Meer von 33% ausgegangen. Um eine bessere Kontrolle zu ermöglichen, müssen seit Januar 2009 alle Fischereiprodukte aus der russischen ausschließlichen Wirtschaftszone innerhalb des russischen Zollgebietes angelandet werden. 2010 hat Russland ein FAO-Abkommen unterzeichnet, mit dem Ziel, den Handel mit illegal gefangenem Fisch zu unterbinden. Verschiedene bilaterale Abkommen mit fast allen pazifischen Anreinerstaaten (z.B. China, Japan, Nordkorea, Südkorea und den USA) dienen dem gleichen Zweck. Diese Maßnahmen haben die illegalen Fischereiaktivitäten wahrscheinlich erheblich gesenkt, wenn auch nicht komplett unterbunden. [284] [340] [342] [687]

FISCHEREI UND ÖKOLOGISCHE EFFEKTE

Struktur und Fangmethode

Die Fischerei findet hauptsächlich im Winter und Frühling von Januar bis Anfang April statt (A-Saison). In dieser Vor- und Hauptlaichzeit bildet Alaska-Seelachs dichte Ansammlungen von Fischen. Zum Einsatz kommen überwiegend große und mittelgroße Fahrzeuge, die mit pelagischen Schleppnetzen küstenfern fischen. Die B-Saison beginnt im Oktober bzw. November. Darüber hinaus gibt es eine kleine Küstenfischerei, die mit Snurrewaden (Danish seine) durchgeführt wird, aber durch die Eisbedeckung saisonal sehr eingeschränkt ist. [337] [342] [687]

 

Beifänge und Rückwürfe

Die Fischerei mit pelagischen Schleppnetzen kann fast ohne unerwünschte Beifänge durchgeführt werden. Der Anteil von Alaska Seelachs im Fang liegt im Ochotskischen Meer im Schnitt bei 98 bis 99%. Für das Beifang-Management sind diverse Maßnahmen im Einsatz. Alle Beifänge müssen protokolliert und gemeldet werden. Wenn der Beifang anderer durch Höchstfangmengen regulierter Arten über 2% liegt, muss das Fanggebiet verlassen werden. Einige Gebiete in Küsten- und Inselnähe sind für die Schleppnetzfischerei geschlossen. Die Menge an untermaßigem Beifang der Zielart ist reguliert. Es gibt Hinweise auf Rückwürfe von zu kleinen Alaska-Seelachsen, die aber in den letzten Jahren reduziert werden konnten. [283] [284] [342] [343] [345] [687]

 

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Die Fischerei auf Alaska-Seelachs wird hauptsächlich mit pelagischen Schleppnetzendurchgeführt, die wenig bis gar keine Grundberührung und somit keinen mechanischen Einfluss auf die Bodenlebewesen haben. Der Einsatz von Grundschleppnetzen ist in der russischen Alaska-Seelachs-Fischerei verboten. Inspektoren an Bord sind befugt, bei Anzeichen für Grundberührung (z.B. typische Bodenbewohner in den Fängen) Strafen zu verhängen. Es wird außerdem explizit darauf hingewiesen, dass es durch den Einsatz von pelagischen Schleppnetzen im Ochotskischen Meer so gut wie nie zum Verlust des Fanggerätes kommt. Ein Anfang 2015 durchgeführtes Beobachter-Programm berichtet von Interaktionen mit Seevögeln (vor allem Kollisionen mit laufenden Leinen). Bedrohte Arten (z.B. Kurzschwanzalbatross) waren hier nicht betroffen. Da nur ein kurzer Zeitraum beprobt wurde, können die Befunde nicht generalisiert werden, weitere Untersuchungen und Entwicklungen zur Vermeidung von Interaktionen mit Seevögeln werden empfohlen. Alaska-Seelachs ist Hauptnahrungsquelle für Stellersche Seelöwen (westliche Unterart). Die Fischerei kann daher einen negativen Einfluss auf den Bestand dieser nach IUCN Kriterien stark gefährdeten (EN) Art (Zugriff 17. Jan. 2017) haben. Der Seelöwenbestand nimmt aber im nördlichen Teil des Ochotskischen Meeres zu, außerhalb des Ochotskischen Meeres ist teilweise jedoch keine Erholung zu beobachten (Ost-Kamtschatka und Commander Island). [284] [343] [345] [384] [687] [696]

 

ZUSÄTZLICHE INFORMATIONEN

Biologische Besonder­heiten

Alaska-Seelachs (englisch Alaska pollock oder walleye pollock) gehört zu den dorschartigen Fischen (Gadiformes), ist also entgegen seinem deutschen Namen kein Lachsverwandter. Neuere genetische Studien zu den Verwandtschaftsverhältnissen verschiedener Dorschartiger ergaben, dass Alaska-Seelachs evolutionsbiologisch in eine Reihe mit den verschiedenen Kabeljau-Arten in Atlantik und Pazifik gehört. Aus diesem Grund erfolgte eine neue taxonomische Einordnung. Der lateinische Name ändert sich daher zukünftig von Theragra chalcogramma in Gadus chalcogrammus. Der Handelsname bleibt dagegen voraussichtlich unverändert. [551] [697]

 

Zusätzliche Informationen

Um den Konsumenten vor radioaktiv belasteten Lebensmitteln zu schützen, insbesondere nach dem Reaktor-Unglück im japanischen Fukushima, führt die EU regelmäßige Importkontrollen durch; Eigenkontrollen der deutschen Industrie ergänzen diese Untersuchungen. Die Kontrollen aus dem gesamten Pazifik zeigen, dass bislang keine radioaktiv belasteten Fischereierzeugnisse in die EU eingeführt werden. Die Informationen werden regelmäßig aktualisiert (siehe Literaturquellen für entsprechende Links). [346] [347] [348]

 

Zertifizierte Fischereien

Die Fischerei der Russian Pollock Catchers Association (PCA) auf Alaska-Seelachs im Ochotskischen Meer ist seit September 2013 nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) zertifiziert. Die Mitglieder der PCA halten derzeit ~70% der erlaubten Alaska-Seelachs-Fangmenge im Ochotskischen Meer. [4] [283] [351] [687] Siehe

http://fisheries.msc.org/en/fisheries/russia-sea-of-okhotsk-pollock/@@view

 

Soziale Aspekte

Im Ochotskischen Meer ist Alaska-Seelachs die wertvollste Fischart. Die Alaska-Seelachs-Fischerei ist die größte Fischerei Russlands. Der Fisch wird aus Russland weltweit exportiert, Asien (pazifischer Raum), Nord-Amerika und Europa sind die größten Abnehmer. Die Fischerei wird hauptsächlich von russischen Fahrzeugen durchgeführt. Die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung richten sich nach den Landesregeln. 

Alaska-Seelachs in der östlichen Beringsee

ÖKOREGION

Östliche Beringsee

 

FANGGEBIET

Beringsee/Golf von Alaska FAO 67

ART

Gadus chalcogrammus (Theragra chalcogramma)

BESTANDSZUSTAND

Wiss. Begutachtung

Durch Alaska Fisheries Science Center (AFSC), http://www.afsc.noaa.gov, zusammengestellt und veröffentlicht vom NorthPacific Fishery Management Council, (NPFMC), http://www.npfmc.org/ 

Methode, Frequenz

Jährliche Bestandsberechnung mit Vorhersage unter Verwendung von Fangdaten sowie Daten aus mehreren unabhängigen wissenschaftlichen Forschungsreisen. Für diesen Alaska-Seelachs-Bestand gibt es verlässliche Definitionen für die Referenzwerte nach dem Konzept zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrags (Bmsy, Fmsy). Bei Erreichen eines Limitreferenzwerts (B20%) wird die gezielte Fischerei eingestellt. Die Fangempfehlung wird als „akzeptabler Fang“ (ABC = Acceptable Biological Catch) angegeben, wobei unterschiedliche Berechnungsmodelle Anwendung finden können. Referenzwerte für die fischereiliche Sterblichkeit werden in Bezug dazu (FABC) und in Bezug zur Überfischung (FOFL = Fmsy) angegeben. [281] [327]

Wesentliche Punkte

2017/2018: Die Laicherbiomasse wird 2018 voraussichtlich etwas abnehmen, liegt aber trotzdem weit über dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Bmsy). Der Bestand wird nachhaltig bewirtschaftet. [281]

Bestands­zustand

Laicherbiomasse 

(Reproduktionskapazität) Fischereiliche Sterblichkeit

volle Reproduktionskapazität (nach Vorsorgeansatz)

nachhaltig bewirtschaftet (nach Vorsorgeansatz)

Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

Referenzwerte nicht definiert (nach Managementplan)

innerhalb der Schwankungsbreite um den Zielwert (nach höchstem Dauerertrag)

angemessen (nach höchstem Dauerertrag)

Die Klassifizierung beruht auf der Vorhersage für 2018.

Bestands­entwicklung

Die Fänge von Alaska-Seelachs aus der östlichen Beringsee waren gering, bis 1964 die gerichtete Fischerei durch ausländische Schiffe begann. Ende der 1960er Jahre stiegen die Fänge rapide an und erreichten 1970-75 Höchstwerte von 1,3-1,9 Mio. t jährlich. Bilaterale Abkommen der USA mit Japan und Russland führten nach 1972 zu einer Reduzierung der Fänge. US-Schiffe begannen erst 1980, diesen Bestand zu befischen, und seit 1988 nehmen nur noch diese an der Fischerei teil.

Die Laicherbiomasse 2008 war die niedrigste seit 1980 und Folge der extrem schwachen Jahrgänge 2002 bis 2005. Seitdem ist ein Anstieg der Biomasse zu verzeichnen, der auf die starken Jahrgänge 2008, 2012 und 2013 und eine Reduzierung der fischereilichen Sterblichkeit 2009-2017 zurückzuführen ist. Die Vorhersage für 2018 sieht die Laicherbiomasse weit über dem Referenzwert zur Erlangung des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages (Bmsy). Die Nutzungsrate liegt unter dem MSY-Referenzwert, der Bestand wird also nachhaltig bewirtschaftet. Ausschlaggebend für die Klassifizierung des Bestandszustandes ist die Laicherbiomasse der Weibchen. [281]

Ausblick

Die Laicherbiomasse wird 2018 und 2019 etwas abnehmen. Die Fangmöglichkeiten können möglicherweise aber stabil bleiben, da sie in den letzten zwei Jahren weit unter den wissenschaftlichen Empfehlungen lagen. [281]

Umwelt­einflüsse auf den Bestand

Die Bestandsentwicklung des Alaska-Seelachs in der östlichen Beringsee ist abhängig von diversen Umweltfaktoren. Insbesondere die Temperatur hat einen Einfluss auf die Nachwuchsproduktion. Die von der Temperatur abhängige Verfügbarkeit bestimmter Nahrung in frühen Lebensstadien beeinflusst z.B. merklich den Erfolg der Nachwuchsproduktion. [281] [374]

FISCHEREIMANAGEMENT

Wer und Wie

Das Fischereimanagement in den Gewässern der USA erfolgt nach dem Magnuson-Stevens Fishery Conservation and Management Act (MSFCMA) von 1976. Der National Marine Fisheries Service (NMFS) bewirtschaftet die Grundfischfischerei in der ausschließlichen Wirtschaftszone (3-200 sm, Bundesgewässer) der östlichen Beringsee und legt Höchstfangmengen (TACs) für diesen Bestand fest. Das Management von Bundesstaatsgewässern (0-3 sm) unterliegt dem Alaska Department of Fish and Game (ADF&G). Die Bewirtschaftung erfolgt gemäß dem Managementplan für Grundfische in der Beringsee und den Aleuten. Alaska-Seelachs ist eine Zielart dieses Managementplanes, der u.a. Regularien zu Fanggeräten (in der gerichteten Fischerei auf diesen Bestand sind nur pelagische Schleppnetze erlaubt), Gebietsschließungen, Beifangreduzierung (siehe „Beifänge und Rückwürfe“), und Meldepflichten enthält. Die Fischerei auf diesen Bestand wird seit 2011 zu 100% durch Beobachter an Bord kontrolliert. 

In den internationalen Gewässern der zentralen Beringsee („Donut Hole“) ist die Fischerei auf Alaska-Seelachs seit 1993 durch ein Moratorium geschlossen. [196] [281] [327]

Differenz zwischen Wissen­schaft und Management

Die Höchstfangmengen (TACs) werden für diesen Bestand seit Jahren den wissenschaftlichen Empfehlungen folgend festgesetzt, in einigen Jahren lagen sie sogar darunter. Die jährlichen Anlandungen lagen meist innerhalb dieser Vorgaben, 2012 bis 2016 jedoch leicht darüber. [281] [327]

 

Verbreitungsgebiet, Managementgebiet

Alaska-Seelachs in der östlichen Beringsee ist von der Unimak-Meerenge im Süden bis an die Grenze zur russischen autonomen Wirtschaftszone im Norden und Nordwesten verbreitet. Es kann zum Austausch mit den zwei anderen Beständen in diesem Gebiet kommen (Aleuten und Bogoslof-Insel). Im Norden des Gebietes mischt sich der Bestand mit Alaska-Seelachs aus der westlichen Beringsee. Die Bewirtschaftung erfolgt über eine Höchstfangmenge. Die zentrale Beringsee sind internationale Gewässer („Donut Hole“). [193] [281] [375]

Anlandungen und TACs (in 1.000 t)

Gesamtfang 2016: 1.352,7; überwiegend pelagische Schleppnetze

TACs 2011: 1.252,0   2012: 1.200,0   2013: 1.247,0 

2014: 1.267,0   2015: 1.310,0   2016: 1.340,0 

2017: 1.345,0   2018: 1.364,3   [281] [327] 

[1042]

IUU-Fischerei

Es gibt keine Hinweise auf unberichtete oder illegale Fänge von Alaska-Seelachs in der östlichen Beringsee. [195] [281]

3FISCHEREI UND ÖKOLOGISCHE EFFEKTE

Struktur und Fangmethode

Alaska-Seelachs in der östlichen Beringsee wird in der gezielten Fischerei mit pelagischen Schleppnetzen gefischt, in anderen Netztypen tritt er nur als Beifang auf. Die Höchstfangmengen werden auf zwei Zeiträume verteilt. In der A-Saison (20. Jan. bis Mitte April) konzentriert sich die Fischerei auf Vorlaicher-Ansammlungen auf dem Kontinentalschelf der östlichen Beringsee, vor allem nördlich und westlich der Unimak-Insel; hier wird u.a. der wertvolle Rogen gewonnen. Seit 1991 ist es verboten, nur den Rogen zu entnehmen („roe stripping“). Die B-Saison ist die „nicht-rogentragende“ Zeit (10. Juni bis Ende Okt.). [196] [281] [327]

Beifänge und Rückwürfe

Die Fischerei mit pelagischen Schleppnetzen kann ohne nennenswerte unerwünschte Beifänge durchgeführt werden. Weniger als 1% der Fänge in dieser Alaska-Seelachs-Fischerei besteht aus Zielarten anderer Fischereien (z.B. pazifischer Kabeljau, verschiedene Plattfische). Faktisch ist der Beifang von Alaska-Seelachs in anderen gerichteten Fischereien mehr als doppelt so hoch wie der Beifang von anderen Zielarten in der Alaska-Seelachs-Fischerei. Alaska-Seelachs muss generell an Bord behalten werden, wenn die Fischerei geöffnet ist, unabhängig vom verwendeten Netz und der angegebenen Zielart (soweit nicht andere Regularien greifen). Der Rückwurf vor allem von zu kleinen Seelachsen liegt derzeit bei unter 1% des gesamten Fanges.

Auch der Beifang von Nicht-Zielarten (z.B. Quallen und verschiedene Fische) ist, im Verhältnis zur Größe dieser Fischerei, relativ gering. Schließlich gibt es ein Fangverbot für Arten, die die traditionelle küstennahe Fischerei stützen, und die daher vermieden oder unverzüglich unverletzt zurückgesetzt werden müssen (z.B. pazifischer Hering, pazifischer Heilbutt, alle pazifischen Lachse und verschiedene Krabben). 2011 ist der Beifang von Lachs (besonders Königs- und Ketalachs) stark gestiegen, konnte 2012 gesenkt werden, steigt seitdem aber wieder an. Weitere Maßnahmen zur Reduzierung des Lachs-Beifanges werden derzeit erarbeitet bzw. umgesetzt (z.B. Gebietsschließungen, wenn Fanglimits erreicht sind). [281] [327]

Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt

Die Fischerei wird hauptsächlich mit pelagischen Schleppnetzen durchgeführt, die wenig Grundberührung haben. Andere Geräte sind für die gerichtete Fischerei auf diesen Bestand verboten. Besonders empfindliche Gebiete (z.B. Schutzgebiete für Kaltwasserkorallen und Seeberge) sind für die Grundschleppnetzfischerei geschlossen.

Alaska-Seelachs ist Hauptnahrungsquelle für Stellersche Seelöwen (westliche Art). Die Fischerei könnte daher einen negativen Einfluss auf die nach IUCN Kriterien stark gefährdete (EN) Art (Zugriff 02. Febr. 2018) haben. Das Management für Alaska-Seelachs enthält verschiedene Regularien, um die Seelöwen zu schützen und deren Ernährung zu sichern. Hierzu gehören Schließungen der Fischerei in den Gewässern um Seelöwenkolonien, Reduzierung der Alaska-Seelachs-Entnahme aus bestimmten Gebieten und die Verteilung der Fischerei auf verschiedene Zeiträume. Außerdem soll die gerichtete Fischerei geschlossen werden, wenn die Alaska-Seelachs Laicherbiomasse im nächsten Jahr unter den Limitreferenzwert (B20%) zu fallen droht. [195] [196] [281] [327] [384]

ZUSÄTZLICHE INFORMATIONEN

Biologische Besonder­heiten

Alaska-Seelachs (englisch Alaska pollock oder walleye pollock) gehört zu den dorschartigen Fischen (Gadiformes), ist also entgegen seinem deutschen Namen kein Lachsverwandter. Neuere genetische Studien zu den Verwandtschaftsverhältnissen verschiedener Dorschartiger ergaben, dass Alaska-Seelachs evolutionsbiologisch in eine Reihe mit den verschiedenen Kabeljau-Arten in Atlantik und Pazifik gehört. Aus diesem Grund erfolgte eine neue taxonomische Einordnung. Der lateinische Name ändert sich daher von Theragra chalcogramma in Gadus chalcogrammus. An der deutschen Handelsbezeichnung wird sich dagegen voraussichtlich nichts ändern. [281] [551] [697]

Zusätzliche Informationen

In den Gewässern um Alaska werden vier Alaska-Seelachs Bestände bewirtschaftet: Östliche Beringsee, Aleuten, Bogoslof-Insel und Golf von Alaska. Zwischen den ersten dreien gibt es wahrscheinlich einen Austausch, während der Bestand im Golf von Alaska separierter ist. Die Trennung der Bestände in der Beringsee ist durch die Analyse der Larvendrift sowie durch genetische Untersuchungen nachgewiesen. Der größte Bestand ist der in der östlichen Beringsee.

Um Konsumenten vor radioaktiv belasteten Lebensmitteln zu schützen, besonders nach dem Reaktor-Unglück im japanischen Fukushima, führt die EU regelmäßige Importkontrollen durch; die Eigenkontrollen der deutschen Industrie ergänzen diese Untersuchungen. Die Kontrollen aus dem gesamten Pazifik zeigen, dass bislang keine radioaktiv belasteten Fischereierzeugnisse in die EU eingeführt werden. Die Informationen werden regelmäßig aktualisiert (siehe Literaturquellen für entsprechende Links). [281] [346] [347] [348]

Zertifizierte Fischereien

Die gesamte Alaska-Seelachs-Fischerei der USA (100% der Fangmenge) ist seit 2005 nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) nachhaltigkeitszertifiziert und wurde im Januar 2016 für weitere fünf Jahre rezertifiziert. Die Alaska-Seelachs-Fischerei in der östlichen Beringsee und bei den Aleuten sowie im Golf von Alaska ist außerdem nach dem weniger anspruchsvollen regionalen ASMI (Alaska Seafood Marketing Institute) Programm zertifiziert. [4] [888] Siehe

http://fisheries.msc.org/en/fisheries/alaska-pollock-bering-sea-and-aleutian-islands/@@view 

http://www.alaskaseafood.org/rfm-certification/certified-fisheries/alaska-pollock/

Soziale Aspekte

Innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der USA steht Alaska-Seelachs für die größten Fänge einer einzelnen Art. Die Alaska-Seelachs-Fischerei in der Beringsee, um die Aleuten, sowie im Golf von Alaska ist im Moment die größte Fischerei in den USA und eine der größten Weißfisch-Fischereien weltweit. In der östlichen Beringsee fischen nur einheimische Fahrzeuge, die Arbeitsbedingungen an Bord und die Entlohnung erfolgt daher nach US-Regeln.

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