Herbstbräuche

 

Herbst

 

Wenn der Herbst einzieht, breitet er seinen Farbmantel über die Landschaft aus, auf den Feldern wird geschäftig gearbeitet: Ernten und Weinlesen begleiten den beginnenden Herbst, der stark von Tradition, Brauchtum und der Ernte der Produkte geprägt ist. Besonders schöne Herbstmomente versprechen die Almabtriebe und Erntedankfeste in der Steiermark.

Mit dem Einzug des Herbsts werden die Hütten langsam winterfest gemacht und das Vieh, das den warmen Sommer auf der Alm verbracht hat, wird wieder talwärts geführt. Der Almabtrieb wird in der Steiermark besonders gefeiert, da werden kulinarische Köstlichkeiten auf der Alm serviert und musikalische Begleitung sorgt für einen festlichen Abzug der Tiere von der Höhe hinunter ins Tal. Mit farbenreichen Dekor und einer Glocke wird das Vieh geschmückt, das beim langsamen Abwärtsgehen die Kuhglocken klingen lässt – ein harmonischer Klang, der ins Ohr geht und das ganze Tal einhüllt. Das Schmücken der Tiere wird Aufkränzen genannt, dabei werden Bänder verwendet und Schleifen, die zu Blumen gebunden werden.

Tipp: Die Tage vor dem Almabtrieb vom Dachstein werden auf der Walcheralm besonders gefeiert, hier freut man sich auf das „Schottenrühren“, eine Art Topfenrühren. Das Schottenrühren ist gleichzeitig ein Abschiedsfest mit süßen Speisen und Musikanten. Am nächsten Tag werden die Almkühe mit dem bunten Schmuck aufgekranzt und beim Almabtrieb ins Tal geleitet.

Das Erntedankfest gilt als Fest der Dankbarkeit über eine gute Erntezeit und wird überwiegend in der Ost-, West- und Südsteiermark gefeiert. Das Erntedankfest ist in der katholischen Kirche seit dem 3. Jahrhundert dokumentiert, der Brauch selbst führt sogar in eine vorchristliche Zeit zurück. Im Mittelpunkt der Feste stehen die kulinarischen Köstlichkeiten der Ernte: Von runden, knackigen Kürbissen, Sterz und Schwammerl bis zu Kürbiskernaufstrichen und Mehlspeisen. Als Rahmenprogramm zu den Schauwägen, welche die Produkte der Ernte präsentieren, sorgen Musikgruppen aus der Region für eine heitere Stimmung. So mancher Festbesucher ist in Tracht gekleidet und schwingt dann das Tanzbein beim Aufspielen der Volksmusik.

ERNTEDANK

Erntedankfest und seine Bedeutung

Erntedankfest: Feierliches Dankeschön

Das Erntedankfest findet in Österreich entweder im September oder im Oktober statt: in städtischen Gebieten vorzugsweise am ersten Sonntag im Oktober, am Land bereits Ende September.

GESCHICHTE

Erntedank (oder auch Erntefest genannt) ist eine traditionelle Feier der Christen nach der Ernte im Herbst, um Gott für die Gaben der Ernte Dank zu erweisen und ist seit dem 3. Jahrhundert belegt. Schon in vorchristlicher Zeit gab es in anderen Ländern ähnliche Feste und Brauchtümer.

 

In den Pfarren wird es zu unterschiedlichen Zeiten begannen, meist zwischen Ende September und Ende Oktober an einem Sonntag im Rahmen des Gottesdienstes mit anschließender Prozession und Feier. Es soll nicht nur Dank gezeigt, sondern auch daran erinnert werden, dass es nicht allein in der Hand des Menschen liegt, über ausreichend Nahrung zu verfügen.

Zurückzuführen ist die Tradition des Erntedankfestes auf einen weltlichen Brauch des bäuerlichen Arbeitslebens aus dem 18. Jahrhundert, bei dem das Gesinde den Bauern nach Abschluss der Ernte einen Kranz aus geflochtenem Getreide überreichte und daraufhin ein Festessen serviert bekam.

Erntedankfest und seine Herkunft

Diese Tradition reicht zurück bis in die Zeit der Römer, die schon vor mehr als zwei Jahrtausenden dem Gott für die Gaben gedankt hatten, weil die Ernte nötig war, um über den Winter zu kommen. Das Erntedankfest, so nimmt man an, basiert auf den Feiern der Römer, die übernommen worden sind. Damit wird eine Verbindung zwischen der notwendigen Ernährung, dem Ertrag der Landwirtschaft und dem Einfluss der Religion hergestellt. Aus dem Dank für die ertragreiche Ernte wurde ein Volksfest, das auch Menschen gerne besuchen, die an Gott nicht glauben.

Das Erntedankfest selbst kann durchaus unterschiedlich gefeiert werden. Zumeist wird aus Kornähren eine sogenannte Erntekrone gebastelt und man trifft sich - vor allem in ländlichen Gemeinden - an einem öffentlichen Platz, beispielsweise auf dem Sportplatz. Von dort werden die Früchte in einem Korb zusammen mit der Erntekrone zur Kirche getragen und in einer feierlichen Messe wird Gott für seine Gaben gedankt und es werden viele Lieder gesungen.

Danach gibt es je nach Veranstaltung ein eigenes Volksfest, einen Bauernmarkt, Festessen mit Tanz und Gesang oder ähnliche Veranstaltungen. In manchen Regionen ist es auch Brauch, dass am Feld die extra aufgebaute Strohpuppen abgebrannt werden. Ungeachtet der Form, wie das Erntedankfest begangen wird, ist es ein Volksfest mit langer Tradition, das Jahr für Jahr auch viele Leute anlockt, die mit der Landwirtschaft sonst nie in Verbindung kommen.

BRAUCHTUM

Kunstvoll gestaltete vier- oder sechsbogige Erntekronen sowie Erntegaben, Brot, Eier, Feld- und Gartenfrüchte werden bei der Prozession zur Schau gestellt, zur Kirche getragen und gesegnet. Begleitet wird der Umzug oft durch Musiker, aber auch Kindergartenkinder und Schulkinder nehmen daran teil, ebenso Ministranten, Trachtengruppen und die Bauer- bzw. Jägerschaft. Manche Gemeinden veranstalten Erntedank als ein großes Fest, das schon mit dem Frühschoppen eingeleitet wird. Alle Teilnehmer bringen Körbe mit und erbitten die Segnung der Ernte. Die gesegneten Erntegaben werden an Bedürftige der Gemeinde, Obdachlose oder karitative Vereine gespendet.

In einzelnen Gemeinden in Österreich wird auch die Erntedank-Wallfahrt zelebriert, u.a. in Tirol von Reit im Winkl nach Maria Kirchental.

In Salzburg wird zur Erntezeit der Bauernherbst veranstaltet, eine Tradition kombiniert aus Brauchtum und altem Handwerk, die dabei in Erinnerung gerufen werden sollen.

Auch der Brausilvester am 30. September fällt häufig mit der Erntedankfeier zusammen und bezeichnet den Jahreswechsel in der Bierbranche und kennzeichnend dafür, dass die Landwirte ihre Rohstoffe für die neue Brausaison einfahren.

Das Erntedankfest am Wiener Heldenplatz ist ein weiterer fixer Bestandteil der Feierlichkeiten. Nicht nur der reichhaltigen Ernte wird gedankt, sondern auch die Bandbreite der täglichen Arbeit vorgestellt – und wer Lust hat, kann auch an einigen Stationen sein Können beweisen. 2017 wurde das Erntedankfest erstmals wegen Bauarbeiten in den Augarten verlegt und sorgte damit für ordentlich Diskussionsstoff.

TRADITIONSREICHER BAUERNHERBST

ÜBERLIEFERTES BRAUCHTUM WIRD IM BAUERNHERBST LEBENDIG

Gelebte Tradition, Brauchtum und überliefertes Handwerk sind wichtige Werte, die im Salzburger Bauernherbst gepflegt und den Gästen anschaulich präsentiert werden. Vom viel bestaunten Almabtrieb, wenn das feierlich geschmückte Vieh von seinem Almsommer ins Tal zurückkehrt über kreative Heufiguren, die an den Ortseinfahrten die Bauernherbstorte kennzeichnen bis zu fröhlich tanzenden Schuhplattlergruppen - der Bauernherbst bietet all diesen alten Traditionen eine Bühne, um die Volkskultur zu pflegen.

Da summa der is aussi, muss I obi in’s tal. Pfiat enk gott schene alma, pfiat enk gott tausend mal!“, singt Hubert von Goisern in seinem Lied über den wehmütigen Abschied von der Alm. Die Wehmut erfasst fast jeden Senner, wenn der Almsommer zu Ende geht und die Vorbereitungen für das Einwintern der Almhütte und den Almabtrieb starten.

 

FEIERLICHER ALMABSCHIED

 

Nachdem die Tiere den Almsommer auf der auf den Almen des SalzburgerLands verbracht haben, wird von den Sennern auf traditionelle Art Abschied von der Sommerfrische hoch oben am Berg genommen. In vielen arbeitsreichen Nächten wird schon während der letzten Wochen der aufwändige Schmuck für die Rückkehr ins Tal vorbereitet. Denn war der Almsommer unfallfrei, und alle Tiere können heil wieder ihren Heimweg antreten, so tragen sie beim Almabtrieb ihren traditionellen, bunten Kopfschmuck. Mit Tannengrün, Almblumen, mit Federkielstickerei verzierte Stirnschildern, Spiegeln und bunte Bändern werden die Häupter der Kühe aufgekranzt.

DIE KUHGLOCKEN KÜNDIGEN DEN ALMABTRIEB AN

 

Symbole wie der Schlüssel, der für die nun geschlossene Almhütte steht, das Kreuz oder der Heilige Leonhard als Viehpatron, sind im SalzburgerLand am Kopfschmuck oft zu sehen. Je nach Rangordnung werden die Kühe vor dem Aufbruch ins Tal mit großen und kleinen Glocken behangen, um die Dämonen am oft beschwerlichen Heimweg fernzuhalten. So kann man den Almabtrieb schon von Weitem hören. In Lederhose und Dirndl schreiten Senner und Almleute voran und bilden die Nachhut, um sicher zu gehen, dass auch keine Kuh am Weg ins Dorf abhandenkommt.

 

 

DIE SCHÖNSTEN FÜNF TRADITIONEN IM BAUERNHERBST

 

1. ALMKRANZLBINDEN

Der aufwändige Schmuck der Kühe, der beim Almabtreib ihre Häupter ziert, wird in vielstündiger Handarbeit auf den Almen und Bauernhöfen im SalzburgerLand hergestellt. In der Fuschlseeregion kann man den Bäuerinnen beim Binden der Kränze für den Almabtrieb über die Schulter schauen. Auf der urigen Grögernalm, zwischen Faistenau und Hintersee, treffen sich im September die Sennerinnen und Bäuerinnen, um beim Klang der Zugin den kunstvollen Schmuck für das Vieh zu binden.

2. SCHUHPLATTELN

 

Das Platteln ist Kulturgut und bereits seit dem Jahr 1850 als Tanz der Jäger, Bauern und Holzfäller überliefert und schriftlich belegt. Warum bei den Plattlergruppen keine Mädchen tanzen? Die Tradition sagt, dass das Schuhplatteln den unverheirateten Burschen zum Werben um die hübschesten Mädchen vorbehalten sei. Darum legen sich die Plattler bei ihren Tänzen auch ordentlich ins Zeug. Mit Schenkelschlägen, Sprüngen und Sohlenklatscher wollen sie die feschen Dirndln beeindrucken.

 

3. HEUFIGUREN BINDEN

 

Mit Beginn des Bauernherbstes verändert sich auch die Atmosphäre in den Partnerorten. Besonders die Ortseinfahrten werden aufwändig dekoriert, um die Gäste willkommen zu heißen. Ganze bäuerliche Szenerien werden mit Heupuppen nachgestellt. Im Salzburger Lammertal wurde die HeuART zur eigenen Kunstform erhoben. Bei einem großen Heufiguren-Umzug kann man die Kunstwerke aus Heu bewundern. Auf prächtig geschmückten Wägen, gezogen von Noriker- und Haflinger Pferden oder Oldtimer-Traktoren, rollen die HeuART-Kreationen in Begleitung von Schnalzern und Trachtengruppen durch den festlich geschmückten Ort.

4. KRÄUTERWORKSHOPS

Der Bauernherbst bietet zahlreiche Gelegenheiten, vom Wissen der Salzburger Kräuterhexen zu lernen. Die im Sommer auf den Almen geernteten Heilkräuter wurden getrocknet und sind nun zur Verarbeitung bereit. Pechsalben, heilende Tinkturen, duftende Seifen oder Öle werden von den Workshop-Teilnehmern unter Anleitung kundiger Kräuterexperten hergestellt. Kräuter sind jedoch auch unverzichtbar für experimentierfreudige Köche. In speziellen Kochkursen zeigen die Profis, wie man die Heilkräuter g’schmackig in die tägliche Speisenzubereitung einfließen lassen kann. Auch für die Jüngsten werden – wie etwa in der Region Hochkönig – eigene Kinderkräuterkurse angeboten. Hier lernen sie spielerisch den Umgang mit den Heilkräutern.

 

5. VEREINSBRAUCHTUM

Bei den Bauernherbst-Umzügen kann man das vielfältige Vereinsbrauchtum des SalzburgerLands bewundern. Volkstanzgruppen stellen ihre überlieferten Tänze vor. Schnalzer lassen auf Pferderücken ihre Peitschen in der Luft knallen. Samergruppen zeigen, wie vor Jahrhunderten Waren über die Tauern transportiert wurden. Die Schützen feuern einen Ehrensalut. Musikalisch begleitet werden die Umzüge durch Trachtenmusikkapellen und Volksmusikanten.

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