Weinfest in Südtirol ( Törggelen)

Törggelen

Südtiroler Speck, Knödel und mehr - all das finden Sie in Buschenschänken und urigen Lokalen von Oktober bis Mitte November!

 Das Törggelen ist seit jeher Brauch in Südtirol. Vor allem entlang der Weinstrasse und im Eisacktal - überall dort, wo es den neuen Wein gibt, wurde schon früher im Herbst nach dem Weinpressen ordentlich geschmaust. Alle Erntehelfer aus nah und fern wurden zu einer großen Marende eingeladen, ein kleines Fest, bei dem der neue Wein und der Suser (neuer Wein vor der Gärung), “gekostet” wurden.Was es zu essen gab? Die Mahlzeit hatte und hat es noch heute in sich: Es gab Kraut, Knödel und Geselchtes, Hauswürste und Speck oder Aufschnitt mit Kaminwurzen, Käse und allem was dazugehört. Zum Nachtisch gab’s und gibt es Krapfen und die “Keschtn”, gebratene Kastanien mit Butter, zu denen der Suser besonders gut schmeckt!Törggelen kommt übrigens aus dem Lateinischen “torquere”, was soviel wie “Wein pressen” bedeutet.

Woher kommt das Törggelen? Landeskundler Christoph Gufler erzählt vom Ursprung der Tradition, die untrennbar mit dem Herbst in Südtirol verbunden ist.

Wie entstand der Brauch des Törggelens?

Christoph Gufler: Im Herbst besuchten Weinliebhaber die Weinbauern, um den neuen Jahrgang zu verkosten. Auch die Wirte, die ihren Schankwein direkt beim Erzeuger bezogen, überprüften die Qualität des neuen Jahrganges an der Quelle. Ihr Essen brachten die Besucher zunächst selbst mit. Bald aber tischten ihnen ihre Gastgeber auch für die Jahreszeit typische Speisen wie Kastanien, Schlachtplatte mit Sauerkraut und Gerstensuppe auf.

Woher kommt der Begriff „Törggelen“?

Die Verkostung des neuen Weines fand ursprünglich im Weinkeller statt. Dort stand die hölzerne Weinpresse, deren Name „Torggl“ vom Lateinischen torquere – pressen – kommt.

Warum war der Kastanienbaum früher so wichtig für die Südtiroler?

Das gerbsäurereiche und darum haltbare Holz der Kastanienbäume diente und dient dazu, die Stützgerüste der Weinreben anzulegen. Auch die Esskastanien waren wichtig, denn daraus stellte die ärmere Bevölkerung zum Beispiel Mehl und Brot her.

Wie kann man sich das Törggelen in früheren Zeiten vorstellen?

Da hat sich im Grunde nicht viel verändert. Im Herbst spazierten die Leute durch Weinberge und vorbei an Kastanienbäumen zu den Weinbauern, um den Nuien, also den neuen Wein, zu verkosten. In den Buschenschänken saßen sie gemütlich beisammen und genossen die Früchte der bäuerlichen Ernte, bevor sie wieder ins Tal hinunterwanderten. Schon 1845 heißt es: „Die gebratenen Kastanien schmecken besonders gut zum Wein und Herbstpartien auf diese Leckerkost gehören zu den Freuden der Etschländer.“

Um das Törggelen ranken sich zahlreiche Geschichten. Gibt es eine, die Sie besonders interessant finden?

Nach alter Tradition wird die Statue des Hl. Urban zur Törggelezeit von Marling über Schloss Lebenberg nach Tscherms bei Meran getragen. Anschließend muss der Weinheilige wieder an seinen ursprünglichen Platz in die Pfarrkirche von Marling zurückgebracht werden. Auf dem Rückweg war es früher Brauch mit dem Hl. Urban in die Torggeln der größeren Bauern einzukehren. Natürlich wurden die vier Statuenträger jedes Mal mit einem guten Trunk belohnt. Der Durst nach der langen Prozession war groß und Torggeln gab es viele. Der Überlieferung nach soll es da schon vorgekommen sein, dass die Statue des Hl. Urban zu guter Letzt „unterschie - überschie“ (mit dem Kopf nach unten) heimgetragen wurde!

Ihr persönlicher Tipp, damit das Törggelen noch schöner wird?

Nichts geht über den ersten Schluck Sußer, das ist junger Traubenmost, nach einem Spaziergang durch die herbstliche Natur! Wichtig ist, dass man zum Weinbauern geht. Törggelen – richtiges Törggelen – gibt es nur dort, wo die Trauben wachsen und der Wein gekeltert wird.

Christoph Gufler war Lehrer, Direktor und Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Lana. Sein landeskundliches Wissen gibt er seit Langem in Beiträgen in verschiedenen Medien weiter.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0