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NAHRUNGSMITTEL FISCH TEIL 4

Fischfangmethoden

Die Fangtechniken hängen von der zu fangenden Fischart ab. Über die Zeiten haben sie sich wenig verändert, wobei traditionelle Verfahren neben industriellen Fischfangmethoden zum Einsatz kommen. Das Material (Netz, Falle und Angel, die universell einsetzbar sind) entwickelte sich dem technischen Fortschritt entsprechend weiter. Gleichzeitig fischen Menschen in nichtindustrialisierten Regionen immer noch mit vor Ort vorhandenen Ressourcen und Know-how.

Fischfangmethoden in der Praxis

Es gibt zahllose traditionelle und industrielle Fischfangmethoden, die von der jeweils zu fangenden Fischart abhängen. Bei der Hobby- wie in der Gewerbe-Fischerei werden die Fangutensilien entweder aktiv eingesetzt, um den Fisch zu jagen (‚Gewehr‘, Ringwadennetz, Treibnetz), oder passiv, indem man den Fang mit dem Gerät abwartet (Falle, Angel, Netz). Mit dem Ringwadennetz lassen sich grosse Fischmengen fangen – z.B. ganze Schwärme auf hoher See. Bestimmte Arten müssen wegen ihrer Grösse oder ihres Lebensraums einzeln gefischt werden. Auch wenn sich die Ausrüstung im Lauf der Geschichte weiterentwickelt hat, sind die Fangmethoden oft dieselben geblieben. Das Sardinenfischen etwa, seit der Antike beliebt, hat sich kaum verändert. Zwei Arten von Netzen kommen dabei zum Einsatz: Kiemennetze, in denen sich die Fische mit ihren Kiemen verfangen, und Ringwadennetze, die den Schwarm umstellen und die Fische so in die Falle locken. Letztere haben den Vorteil des Lebendfanges. Die Fische werden anschliessend mit Keschern, eine Art Fangnetz an Bord gezogen. Diese Methode ist im industriellen Fischfang für internationale Märkte ebenso üblich wie in der traditionellen Fischerei, die die Bevölkerung in den Fischerorten ernährt.  Eine andere Methode ist das Schleppnetzfischen. Dabei zieht das Schiff ein Netz in Trichterform, das alle in den Weg schwimmenden Fische einfängt. Das pelagische Schleppnetz fängt Fischarten wie Thunfisch, Makrelen und Sardellen im offenen Meer, während das Grundschleppnetz für nahe dem Meeresgrund lebende Arten wie Kabeljau, Wittling oder Schellfisch angewendet wird.  Die Krakenfischerei nutzt den Instinkt des Kopffüsslers, sich in den Spalten des Meeresbodens zu verstecken. Keramikkrüge oder kleine Plastikfässer ohne Deckel werden in regelmässigen Abständen an einem Seil befestigt und ins Wasser gelassen. Die Gefässe dienen als Falle und werden nach einigen Tagen an Bord gezogen. Die Fallen für Aale folgen demselben Prinzip.  Ob in den arktischen Regionen oder im Genfer See: Der Saibling wird mit Angel und Köder gefangen. In der Schweiz wird dazu die Hegene benutzt, während die Inuit im Hohen Norden ein poliertes Stück Walrosszahn verwenden.  Andere Methoden setzen auf ein Zusammenspiel von Mensch und Tier. Die Chinesen fischen z.B. mithilfe dressierter Kormorane: sie schnüren ihnen den Hals kurz über dem Rumpf ein, damit sie ihre Beute nicht herunterschlingen können. Als echte ‚Unterwasser-Raketen‘ erbeuten diese Vögel ziemlich grosse Fische und tragen zu Ernährung und Wohlstand eines Dorfes bei. Gefischt wird mit Angeln, Spiessen oder Gewehren, um den Nahrungsbedarf zu decken oder um Sport zu treiben. Letzteres unterliegt den Vorschriften zum Schutz der Gewässerfauna.  Hochseeangeln ist reglementiert, um eine Überfischung und damit die Erschöpfung der Ressourcen und das Aussterben der Fischarten zu verhindern. So überwachen die zuständigen Behörden genau die Anzahl der Tage, die verwendete Ausrüstung (Schiffsart, Motorstärke, die Grösse der Netze und der Schlaufen) sowie die erlaubten Fangquoten. Jedoch bieten solche Regelungen keine langfristige Lösung, um das Ungleichgewicht der Meeresökosysteme zu beseitigen Denn sie regeln nicht den Beifang, also die zufällig gefangenen, verbotenen oder kommerziell ‚uninteressanten‘ Fischarten. Die meisten dieser Fische sind bereits tot, bevor sie ins Meer zurückgeworfen werden oder verenden wenig später.

Ringwadennetze

Werden in der Hochseefischerei eingesetzt, können bis 2000 m lang sein und bis in Tiefen von 200 m reichen. In der Binnenfischerei werden wesentlich kleinere Ringwaden eingesetzt. Die Ringwade wird ringförmig um einen Fischschwarm ausgelegt, anschließend wird das Netz mit der an der Unterleine befindlichen Schnürleine zugezogen, sodass der Fischschwarm völlig vom Netz eingeschlossen und abgefischt wird.

Die Beifangrate von Ringwadennetzen liegt bei etwa 5 % des Gesamtfangs, was unter der weltweiten Durchschnittsbeifangrate aller Fischereimethoden von 8 % liegt. Im tropischen Ostpazifik, wo insbesondere Gelbflossenthune mit Delfinen vergesellschaftet sind, werden Ringwadennetze beim Thunfischfang teilweise noch um Delfinschulen gesetzt, was zu hohen Verlusten bei den betroffenen Delfinarten führt.

Treibnetze (Netze des Todes)

Bestehen aus einem senkrecht schwimmenden, rechteckigen Netztuch. Ihre Ausmaße sind sehr unterschiedlich, von 26 Metern Länge beim Heringsfang bis zu über 100 Kilometern in der Hochseefischerei. Treibnetze sind wegen ihrer horrenden Beifangraten weltweit geächtet und werden vorrangig von illegal operierenden Piratenfischern eingesetzt.

Nach Schätzungen von Greenpeace waren 2006 allein im Mittelmeer noch 400 bis 500 Treibnetzfischer unterwegs, die mit über 20 Kilometer langen Netzen insbesondere nach Rotem Thun und Schwertfisch fischen.

Schwebenetze (neue EU-Definition für Treibnetze im Mittelmeer)

Am 21. Dezember 2006 erließ die EU die Verordnung des Ministerrates zu Managementmaßnahmen für eine nachhaltige Nutzung der Fischressourcen im Mittelmeer. Hierin werden Grundstellnetze, die eigentlich nur am Meeresgrund gestellt werden, umdefiniert.

Als Grundstellnetze gelten jetzt auch alle am Boden verankerten Netze mit einer maximalen Höhe von 30 Metern, die entweder nahe des Meeresgrundes oder frei in der Wassersäule schwebend aufgespannt werden. Meeresschutzorganisationen wie die GRD sehen in diesen sogenannten Schwebenetzen eine Wiedereinführung der Treibnetzfischerei, da Schwebenetze nicht von diesen zu unterscheiden sind und an oder nahe der Wasseroberfläche im Pelagial schwebend ähnliche Fangeigenschaften wie Treibnetze haben.

Pelagische Langleinenfischerei und Grundfisch-Langleinenfischerei

An einer aus Kunststoff gefertigten Hauptleine (auch Grundleine oder Mutterleine genannt) werden mit unzähligen Köderhaken versehene Nebenleinen ausgelegt. Langleinen können bis zu 130 Kilometer lang und mit mehr als 20.000 Köderhaken versehen sein. Anzahl der Köder und Länge der Leine variieren stark.

Bei der Langleinenfischerei handelt es sich nicht um eine nachhaltige Fischfangmethode! Nach Angaben der Welternähungsorganisation (FAO) von 2005 lag die Beifangrate durchschnittlich bei ca. 20 Prozent der Gesamtfangmenge. Zahlreiche Naturschutzorganisationen prangern sie als eine der größten Bedrohungen für Nicht-Zielfischarten wie Haie oder Rochen sowie für Seevögel wie verschiedene Albatrosarten (insbesondere im Südpolarmeer) und Fregattvögel als auch für Meeresschildkröten an. Hinzu kommt die mittlerweile starke Überfischung der Zielfischarten wie beim Schwarzen Seehecht oder Roten Thunfisch (Mittelmeer), insbesondere durch illegal operierende Piratenfischer.

Pelagische oder halbpelagische Langleinen

Werden an oder nahe der Wasseroberflächeausgebracht. Sie treiben ohne Verankerung. Mittels an Bojen befindlichen Radio-Transmittern ist es dem Fischkutter später möglich, das Fanggerät wiederzufinden und einzuholen. Mit dieser Methode werden vor allem große Thunfischarten oder Schwertfische gefischt.

Grundfisch-Langleinenfischerei

Bei dieser Technik werden die Langleinen am Meeresboden versenkt und horizontal zu diesem verlaufend verankert. Die auch Grundfischerei genannte Technik wurde 1988/89 zum Fang des Schwarzen Seehechts und anderer nahe oder am Meeresboden lebender Fischarten eingeführt und hat seither starke Verbreitung gefunden. Es wird in Tiefen von 500 bis 2.500 Metern mit über 5 Kilometer langen und mit bis zu 5.000 Köderhaken bestückten Leinen gefischt.

Pelagische Schleppnetzfischerei und Grundschleppnetzfischerei

Schleppnetze gehören zu den wichtigsten Fischfanggeräten, insbesondere in der Tiefseefischerei. Sie werden von einem oder mehreren Trawlern gezogen und zum Fang von Schwarmfischen oder Grundfischen eingesetzt. Grundschleppnetze gehören zu den zerstörerischsten Fischfangmethoden überhaupt, da sie neben ihrer enorm hohen Beifangrate (80 – 90 %) zusätzlich eine Spur der Verwüstung auf dem Meeresboden hinterlassen. 

Pelagisches Schleppnetz

Ein pelagisches Schleppnetz ist trichterförmig und läuft am Ende in einer Tasche aus, dem Steert, in dem die Fische gesammelt werden. Die Öffnung ist 50 bis 70 m hoch und 80 bis 120 m breit, die Gesamtlänge beträgt meist 1500 m. Die Netze werden bei langsamer Fahrt in Wassertiefen von 50 bis 300 m, manchmal bis zu 600 m, eingesetzt und von einem oder zwei Trawlern (Gespannfischerei) geschleppt.

Grundschleppnetze

Werden in Tiefen von wenigen hundert bis zu 4.000 Meter (Tiefseefischerei) über den Meeresboden gezogen, sie besitzen seitliche Scherbretter aus Holz oder Stahl, durch die ein großer Bereich des Meeresbodens umgepflügt und dabei – teilweise unwiederbringlich (Kaltwasserkorallenriffe) – zerstört wird. Diese Fischereiform führt zu massiven Schäden an Sandbänken und Riffen. Riffe, die 5.000 Jahre zum Wachsen gebraucht haben, werden innerhalb weniger Minuten vollständig vernichtet. Außerdem wirbeln die Netze aus Stahl riesige Staubwolken vom Meeresboden auf, wodurch viel Leben erstickt wird.

Pelagische Stellnetze und Bodenstellnetze

Stellnetze bestehen in der Regel aus einer einfachen Netzwand aus monofiler oder geflochtener Nylonschnur. Wie beim Treibnetz wird der Fisch gefangen, indem er das Netz zu durchschwimmen versucht und dabei mit dem Kopf stecken bleibt. Besonders Schweinswale werden in großer Zahl Opfer der Stellnetzfischerei.

Pelagische Stellnetze

Werden an Schwimmern hängend in der gewünschten Tiefe im Freiwasser aufgestellt. Anders als Treibnetze werden sie, wenn möglich, an beiden Enden fest verankert, und schwimmen nicht an der Wasseroberfläche und haben wesentlich geringere Netzlängen.

Bodenstellnetze

Bei Bodenstellnetzen ist die untere Sinkschnur schwer genug, um den Auftrieb der oberen Schwimmschur auszugleichen

Angeln und Schleppangeln (Pole and Line)

Die Fischerei mit Angeln oder Schleppangeln gehört zu den selektivsten und schonendsten Fischfangmethoden überhaupt. Ihre Beifangrate liegt bei durchschnittlich nur 0,7 % der Gesamtfangmenge.

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