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Vom Kalb zum Rindersteak Teil2

 Pinzgauer

Pinzgauer ist eine typisch österreichische Rasse. Namensgebend war die Region Pinzgau im Land Salzburg. Die Rasse verbreitete sich in ganz Österreich, mehr als die Hälfte der Pinzgauer Kühe sind bis heute in Salzburg beheimatet. Österreichweit liegt ihr Anteil bei knapp 2 Prozent. In den 1970er-Jahren wurde Red Holstein eingekreuzt, um die Milchleistung zu steigern. Pinzgauer sind besonders widerstandsfähig und klimarobust und daher sehr gut für die Haltung in steilerem Gelände geeignet. Sie sollen außerdem leichtere Geburten haben und ihr Mutterinstinkt soll besonders ausgeprägt sein. Einzelne Populationen gibt es unter anderem in Südafrika, Kanada, USA, Australien und Neuseeland.

Tiroler Grauvieh

Tiroler Grauvieh ist eine uralte, bodenständige Rasse, mit westasiatischer Herkunft. Sie gilt als robuste Zweinutzungsrasse mit einer unter den gegebenen Standortbedingungen beachtlichen Milchleistung und einer hohen Fleischqualität. Die Tiere sind aufgrund ihrer Vitalität, ihres gesunden Fundaments und ihrer harten Klauen sehr weidetauglich und widerstandsfähig. Dadurch eignen sie sich sehr gut für die Haltung in extremen Berggebieten und für die Alpung im hochalpinen Bereich. Der österreichweite Anteil liegt knapp unter 1 Prozent.

Jersey

Jersey ist besonders in Tirol eine Milchkuhrasse mit zunehmender Beliebtheit. Die Rasse ist kleinwüchsiger und zierlicher als alle anderen bedeutenden Milchkuhrassen. Und deshalb auch für steilere Weideflächen und die Alm gut geeignet. Jersey-Rinder sind sehr wetterrobust und geländegängig, wohl weil sie von der Kanalinsel Jersey abstammen. Eine weitere Besonderheit ist der hohe Eiweiß- und Fettgehalt ihrer Milch.

Der Pinzgau ist nicht die einzige Region, die namensgebend für eine Rasse war. Es gibt auch die Murbodner, die Ennstaler Bergschecken, das Kärntner Blondvieh, das Waldviertler Blondvieh, die Pustertaler Sprinzen und eine Vielzahl weiterer kleinerer Rassen. Diese in ihrer Gesamtzahl zwar vergleichsweise unbedeutenden Rassen gelten für die Zukunft jedoch als erhaltenswerter Genpool. Durch entsprechende Fördermittel und eigene Zuchtstationen wird dieser gesichert. Allzu hochgezüchtete Rassen könnten zukünftig auf dieses “robuste” Genmaterial angewiesen sein.

Betreuung und Tiergesundheit

Will ein Bauer gesunde Kühe, muss er wissen, wie es ihnen geht. Die Beobachtung der Kühe ist entscheidend, um frühzeitig gesundheitliche Probleme und das Brunstverhalten erkennen zu können. 

MENSCH-TIER-BEZIEHUNG UND MANAGEMENT

Gesetzliche Bestimmungen bezüglich der Haltungsform zielen auf einen optimalen Kompromiss zwischen Wirtschaftlichkeit und Tierwohl. Das Wohl der Tiere liegt letztlich in der Verantwortung des Landwirts. Nicht alle Bereiche, die sich auf das Tierwohl auswirken, können gesetzlich geregelt werden. Praktiker und Experten fassen diese Bereiche im Begriff  “Management” zusammen. Einen wesentlichen Teil davon macht heute wie früher die Mensch-Tier-Beziehung aus. Der größte, hellste und luftigste Laufstall nützt dem Tier nichts, wenn sein Besitzer Krankheiten nicht rechtzeitig erkennt oder einen groben Umgang mit seinen Tieren pflegt. 

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Alle Bauern, bei denen wir gefilmt haben, kennen ihre Tiere beim Namen. Sie betonen, dass die Beziehung zum einzelnen Tier und zur Herde entscheidend ist, unabhängig von der Haltungsform. “Geht es der Kuh nicht gut, geht es dem Bauern auch nicht gut”, sagt Andreas Lindner. Er ist konventioneller Bauer in Tirol und hält seine Kühe im Laufstall mit Weidegang. “Ich muss meiner Kuh in die Augen schauen. Da kann ich schon sehr viel erkennen. Kühe sind wie Menschen. Jede hat ihren eigenen Charakter”, ergänzt er und betont, dass ihm ein “persönlicher Bezug” zu jeder Kuh wichtig ist.

Auch der steirische Bio-Bauer Erich Rust hat einen Laufstall mit Weidegang. Er betont, wie wichtig es ist, dass sich der Bauer um seine Kühe kümmert: “In kleineren Betrieben, die auf ihre Tiere schauen, auch wenn sie angebunden sind, geht es denen auch gut. Besser als man hat einen Lauftstall und kümmert sich nicht darum.”

Anton Haimberger aus Niederösterreich hält seine 80 Milchkühe ganzjährig im Laufstall. Auch er kenne jede Kuh beim Namen. Kühe gern zu haben sei für ihn eine Grundvoraussetzung, um Milchbauer zu werden: “Man ist sicher ein schlechter Milcherzeuger, wenn man sagt, ich mag Kühe eigentlich nicht, aber ich mache es halt.” Haimberger verwendet ein neues Computersystem, das jede Kuh mit einem Halsband auf verschiedene Parameter wie Wiederkauverhalten und Bewegungsfreudigkeit überwacht. Er betont, dass die Technik nur ein Hilfsmittel ist. “Mit dem System sehen wir zum Beispiel, was in der Nacht im Stall passiert”. Haimberger ergänzt, seine Gattin und er würden die Kühe vor allem selbst beobachten und dabei mit eigenen Augen sehen, wie es ihnen geht.

Laut Tierhaltungsspezialistin Susanne Waiblinger ist es sehr wichtig, dass der Bauer jede einzelne Kuh kennt. Ob der Bauer seine Kuh mit einer Nummer oder einem Namen versehe, sei nicht entscheidend: “Grundsätzlich soll er seine Tiere und ihr Verhalten kennen, um möglichst schnell festzustellen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Er soll sich Zeit nehmen, die Tiere zu beobachten und mit ihnen Kontakt zu haben. Und dann wird er ihnen auch Namen geben.”

Haltungsformen

Milchkühe können an ihrem Standplatz angebunden sein, im Stall herumgehen, sich in einem befestigen Außenbereich des Stalles aufhalten oder auf einer Weide grasen. Häufig wechseln Kühe zwischen Stall und Auslauf. In der Rinderhaltung sind nach österreichischem Gesetz an mindestens 90 Tagen im Jahr geeignete Bewegungsmöglichkeiten, Auslauf oder Weidegang verpflichtend. Eine Ausnahme ermöglicht die Ganzjahresanbindehaltung, wenn bestimmte Gründe zutreffen.

Kombinationshaltung

Werden Rinder abwechselnd im Stall in Anbindehaltung und auf der Weide, einer Alm und/oder im Auslauf gehalten, spricht man von der “Kombinationshaltung”. Kühe, die im Stall angebunden sind, kommen häufiger auf die Weide. Vor allem kleinere Betriebe in Berggebieten weiden ihre Kühe. Dort ist oft kein Platz für einen großen Laufstall. Daher sind die Kühe im Stall angebunden.

Bei der Kombinationshaltung werden Milchkühe im Stall an einem Standplatz durch eine Anbindevorrichtung fixiert. Sie müssen ungehindert stehen, fressen, abliegen und aufstehen können. Die Anbindestände müssen in Länge und Breite den Vorschriften entsprechen. Betriebe, die Kühe im Stall anbinden, sind verpflichtet, den Kühen an mindestens 90 Tagen im Jahr einen Auslauf und/oder Weidegang zu ermöglichen. Eine Ausnahmeregelung trifft zu, wenn zwingende rechtliche oder technische Gründe dem entgegenstehen.

Laufstallhaltung

Im Laufstall können sich die Milchkühe frei zwischen Fress- und Liegebereich bewegen. Die Kühe nutzen denselben Raum, können sich also gegenseitig berühren. Pro Kuh sind ein Liegeplatz und ausreichend Fressplatz vorgeschrieben. Zum Melken gehen die Milchkühe in den Melkstand. Die einen Bauern halten die Kühe das ganze Jahr über im Stall, andere ermöglichen einen direkten Zugang zum Auslauf und wieder andere bringen die Kühe zeitweise auf die Weide. Möglich ist auch ein befestigter Auslauf. 

Ganzjahresanbindehaltung

Trifft einer der folgenden Punkte zu, darf ein Betrieb die Kühe das ganze Jahr über an ihrem Stellplatz angebunden halten: 

 Nicht-Vorhandensein von geeigneten Weide- oder Auslaufflächen

 bauliche Gegebenheiten am Betrieb

 Sicherheitsaspekte für Menschen und Tiere

 

Schätzungen der Branche zufolge haben unter fünf Prozent der heimischen Milchviehbetriebe Ganzjahresanbindehaltung. Fachliche Empfehlungen raten von einer dauernden Anbindehaltung ab. Die “Bedürfnisse der Rinder nach Sozialkontakt und freier Bewegung” würden “nicht befriedigt”. 

Weidegang

Grasen die Rinder auf einer freien Fläche, spricht man von einer Weide. Der Bauer bringt die Milchkühe täglich in den Stall, um sie zu melken. Die Zeiten für den Weidegang hängen von mehreren Faktoren ab. Weidehaltung im Winter ist in Österreich nicht möglich. Neben der Witterung und regional klimatischen Unterschieden legen saisonal verfügbare Milchsorten unterschiedliche Zeiten für den Weidegang fest.

Mit zunehmender Intensivierung und gesteigerter Milchleistung ist die Weidehaltung von Milchkühen in vielen Teilen Österreichs in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen. Zurzeit weiden etwa 15 bis 20 Prozent der Kühe, wobei seit einiger Zeit ein Trend zurück zur Weidehaltung zu bemerken ist.

Haltung auf der Alm

Eine Sonderform der saisonalen Weidehaltung ist die Alm. Abhängig von der Höhenlage der Alm werden Kühe und Jungtiere etwa ab Ende Mai bis spätestens Ende September “gealpt”. Die Almwirtschaft hat in den gebirgigen Bundesländern lange Tradition. In Tirol kommt z.B. immer noch jede zweite Milchkuh auf die Alm. Große Milchmengen werden heutzutage dort nicht mehr erzielt. Die Tiere kommen eher gegen Ende ihrer Laktation auf die Alm. Zu einer Zeit also, wo die Milchleistung bereits gering ist. Als gesunde Umgebung mit viel Bewegungsmöglichkeiten für trächtige Kühe bzw. Jungtiere aller Altersklassen hat die Alm nach wie vor ihre Bedeutung. 

Beschaffenheit des Stalles

Im Handbuch und der Checkliste “Selbstevaluierung Tierschutz” für die Rinderhaltung sind die Mindestanforderungen aus dem Tierschutzgesetz und der Tierhaltungsverordnung aufgelistet. Der Bauer kann anhand dieser Checkliste prüfen, ob er sich in der Rinderhaltung an all diese Punkte hält. Und er wird seinerseits anhand derselben Checkliste im Falle einer amtstierärztlichen Kontrolle überprüft.

LICHT, LUFT UND KEIN LÄRM

Ähnlich wie wir Menschen mögen Rinder Frischluft, keine dunklen Gebäude, keine Zugluft und keinen Lärm. Nach der Tierhaltungsverordnung müssen sie mindestens acht Stunden einer Lichtstärke von 40 Lux ausgesetzt sein. Das entspricht etwa einer Wohnzimmerbeleuchtung. Der Luftwechsel muss “dauernd und ausreichend sein”. “Schädliche Zugluft” muss vermieden werden. Die Lärmbelastung ist “so gering wie möglich zu halten”. 

BÖDEN

Die Beschaffenheit des Stallbodens ist so geregelt, dass sich die Rinder möglichst wohl fühlen, sich nicht verletzen und dass sie gesund bleiben. Spaltenböden gibt es, damit die Ausscheidungen der Rinder durch die Spalten fallen und gleich gesammelt werden.

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Folgende Vorschriften gelten für den Stallboden.

 Der Boden muss rutschfest und sicher sein. Nasse und schmutzige Böden sowie technische Mängel wie scharfe Kanten können zu Verletzungen führen.

 Die planbefestigte Liegefläche muss sauber, trocken und mit ausreichend Einstreu oder weichem Bodenbelag bedeckt sein.

 Die Haltung von Kälbern mit einem Gewicht von unter 150 kg auf Betonspaltenböden ist nicht erlaubt.

 Die Spaltenbreite ist auf den halben Zentimeter genau definiert.

Für die einzelnen Vorschriften gibt das Handbuch Hinweise, wie sie der Bauer selbst überprüft. So lautet etwa eine Rechtsnorm: “Die Böden müssen rutschfest sein.” Um das zu überprüfen, schlägt das Handbuch dem Bauern zwei Möglichkeiten vor. Er solle die Tiere beobachten, etwa ob sie am Boden ausrutschen, vorsichtig gehen und nicht auf drei Beinen stehen, wenn sie sich selbst belecken. Der zweite Vorschlag zum Überprüfen der Rutschfestigkeit ist die “Gummistiefelprobe”. Diese funktioniere “durch körpergewichtsbelastetes Drehen des Absatzes auf der zu prüfenden Fläche.” Dabei “sollte ein erheblicher Widerstand zu spüren sein.” Die Rechtsnorm sei erfüllt, wenn die Rinder nicht “in erhöhtem Ausmaß ausrutschen können”. 

TRÄNKE UND FÜTTERUNG

 

Der Bauer muss seine Rinder ausreichend mit Wasser und Nahrung versorgen. Vorgeschrieben ist auch, dass die Qualität von Wasser und Futter stimmt. Die Rinder “müssen entsprechend ihrem Bedarf Zugang zu einer ausreichenden Menge Wasser von geeigneter Qualität haben”. Üblich ist in Österreich, den Kühen Trinkwasser zu geben. Das Futter muss nach “Art, Beschaffenheit, Qualität und Menge” den jeweiligen Tieren angepasst sein.

Die Ernährung der Kälber ist extra definiert. Sie müssen ausreichend Milch bekommen und zusätzlich auch ihren Wasserbedarf decken können. Es ist vorgeschrieben, dass Kälber in den ersten Lebensstunden Biestmilch bekommen. Das ist jene Milch, die die Mutterkuh gleich nach der Geburt gibt und welche etwa hundertmal mehr Antikörper als durchschnittliche Kuhmilch enthält. Gefüttert werden muss ein Kalb mindestens zweimal täglich.

Die Zusammenstellungen der Futterrationen sehen in der Praxis sehr unterschiedlich aus. Sie sind aber mit entscheidend für das Wohl der Tiere. Kühe sind evolutionäre Wiederkäuer, mit einem entsprechenden Verdauungsapparat, der auf Gras in frischer oder konservierter Form spezialisiert ist. Wieviel milchleistungssteigerndes Kraftfutter zusätzlich zum Grundfutter für das Tierwohl zuträglich ist, darüber gehen die Ansichten unter den Bauern und Experten auseinander. Wir haben zu diesem Streitpunkt im Kapitel über Futtermittel einige Statements von Experten und Bauern zusammengestellt.

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