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Alles Ziege

10 FAKTEN ÜBER ZIEGEN

Ziegen können mehr als nur meckern

In der Fachsprache wird die weibliche Ziege als Geiß oder Ziege und die männliche Ziege als Bock bezeichnet. Jungtiere nennt man Kitz, Ziegenlamm oder Zicklein.

Ziegen sind gesellige Tiere und können Depressionen und Krankheiten entwickeln, wenn sie von ihrer Herde getrennt werden oder alleine leben müssen. Manche sterben auch an ihrer Einsamkeit.

Sie ist eines der saubersten Tiere und bei der Auswahl ihres Futters sehr wählerisch. Sie knabbern sie gerne an Gehölzen, und fressen gerne Laub von Büschen und Bäumen.

Ziegen sind super neugierig und intelligent. Sie lernen sehr schnell, vor allem wenn es um die Durchsetzung ihrer Bedürfnisse geht.

Sie können tiefe Freundschaften bilden. Nicht nur untereinander, sondern auch mit anderen Tieren wie beispielsweise Pferden.

Ziegen sind wasserscheu und mögen keinen Regen. Dafür lieben sie Bewegung jeglicher Art - sie steigen gern, springen auf erhöhte Gegenstände und ruhen sich auf hoch liegenden Flächen aus. In Nordafrika klettern die Tiere sogar auf Bäume, um an ihr Fressen zu kommen.

Ziegen kommunizieren durch das so genannte Meckern miteinander. Wie Wissenschaftler herausfanden, können Ziegenmütter ihren Nachwuchs anhand der Rufe selbst nach einem Jahr der Trennung erkennen. Demnach haben sie ein erstaunlich langanhaltendes Erinnerungsvermögen.

Sie haben individuelle Charakteren, besitzen sehr gute visuelle Fähigkeiten, können verschiedene Symbole unterscheiden, und können trainiert werden auf ihren Namen zu hören.

Auch wenn manche Tiere schreckhaft oder scheu sind, werden sie schnell zahm und suchen den Kontakt zum Menschen.

Ziegen sind meist friedsame Tiere. Zu einem Kampf kommt es dann, wenn eine Ziege der anderen den Rang streitig macht oder wenn neue Tiere in die Herde gebracht werden. Die Chefin der Herde ist meist eine alte, erfahrende und kräftige Ziege.

Wie alt kann eine Ziege werden?

Wie alt wird nun eine Ziege? Die Hausziege in Milchleistung hat eine durchschnittliche Alterserwartung von 15 bis 18 Jahren. Auch auf unserem Hof befinden sich noch weiterhin Ziegen der ersten Stunde unseres Ziegenhofes. Damit sind unsere ältesten Tiere, die noch in Milchprüfung stehen, etwa 12 Jahre alt.

Domestikation

Junge Ziegen

Die Hausziege stammt von der Bezoarziege ab. Die Domestizierung erfolgte wahrscheinlich vor dem 11. Jahrtausend v. Chr. im vorderem Orient, vermutlich in der südlichen Levante oder im Zagros. Gewöhnlich wird angenommen, dass mit der Domestikation rasch morphologische Änderungen am Skelett eintreten, besonders die Form des Hornzapfens, außerdem eine Größenabnahme. Auch das Geschlechter- und Altersverhältnis in Tierknochen von archäologischen Fundstellen wird herangezogen, um domestizierte und gejagte Populationen zu unterscheiden.

Hausziege in Bayern

Fundorte, die eine frühe Domestikation der Ziege belegen sollen, sind:

Ganj Dareh, Irak, 9000–7500 v. Chr. Hier wurde die Alterszusammensetzung als Beleg der Domestikation angeführt (es wurden bevorzugt männliche Jungtiere getötet), außerdem waren die Tiere durchschnittlich kleiner als heutige Wildtiere.

Ali Kosch, Irak, 7500–5500 v. Chr. Hier wird das Überwiegen junger Tiere als Beleg der Domestikation angeführt, zusammen mit Veränderungen im Querschnitt des Hornzapfens. Im vorgeschichtlichen Mitteleuropa ist die Ziege selten.

Wirtschaftliche Bedeutung

Ziegen liefern Fleisch, Leder, Milch (mehr als Schafe) und mitunter auch Wolle. Sie fressen, wenn alle Pflanzenarten vorkommen, zu 60 % Blätter und Baumbewuchs, zu 20 % Kräuter und nur zu 20 % Gras[2]. Sie sind sehr genügsam, da sie über ein sehr effektives Verdauungssystem verfügen. Sie werden auch als die Kuh des kleinen Mannes bezeichnet, da sie einfacher zu ernähren und zu halten sind, wenn man über wenig Platz und Futter verfügt. Sie wurden und werden heute insbesondere in bergigen Landschaften (z. B. Alpen, Norwegen) gehalten und können aufgrund ihrer Kletterfähigkeiten auch dort gehalten werden, wo die Haltung von Rindern nicht mehr möglich ist.

Ziegen können den Bewuchs ganzer Landschaften zerstören und so zur Wüstenbildung beitragen, da sie fast alle Pflanzen abfressen.

Wirtschaftlich genutzt werden:

Ziegenmilch

Ziegenfleisch

Ziegenleder (Chevreau-Leder) und Zickelleder (insbesondere für Handschuhe) sowie Ziegenfelle (vor allem Zickelfelle)

Ziegenhaar (Angoraziege, Kaschmirziege)

Landwirtschaftlich von Bedeutung war die Hausziege schon im antiken Rom; sie ist es bis heute in Kleinasien, Zentralasien und der Mongolei.

Die Nutzung der Ziege als Zugtier war bis Anfang des 20. Jahrhunderts auch in Europa weit verbreitet. Die erstaunlich kräftigen, genügsamen und robusten Ziegen wurden vor Kutschen und Wagen gespannt und, falls keine größeren Tiere verfügbar waren, auch zum Pflügen verwendet. In bergigem Gelände dienten Ziegen als Lasttiere.

Im Alpenraum werden (heute nurmehr selten) Ziegen herdenweise zusammen mit Schafen in Transhumanz gehalten. Schaf und Ziege sind keine Nahrungskonkurrenten, denn die Schafe halten sich überwiegend an das stets ausreichend vorhandene Gras.

Zu Pferden, die einzeln im Stall oder auf der Weide gehalten werden, führt man nicht selten eine oder mehrere Ziegen, um Aggression oder Depression beim Herdentier Pferd zu verhindern. Eine Ziege in derartiger Funktion nennt man Beistellziege – früher umfasste das auch den sprichwörtlichen Begriff Sündenbock, das ist eine männliche Beistellziege, die nach Volksglauben die Krankheiten im Stall auf sich zieht.

Verbreitung

Verwilderte Ziegen auf dem An Teallach, Schottland

Hausziegen sind heute außer in extrem kalten Regionen weltweit verbreitet. Darüber hinaus wurden Hausziegen als Proviant für vorbeifahrende Schiffe auf vielen Inseln ausgesetzt, wo sie verwilderten. Sie hatten dort, etwa auf den Galápagos-Inseln, eine verheerende Wirkung auf die einheimische Flora und Fauna. Deshalb hat man Ziegen auf vielen Inseln bewusst ausgerottet. Verwilderte Hausziegen in großer Zahl gibt es auch in Australien.

Hausziegenrassen

Rove-Bock in der Provence

Cabra Serpentinas aus Portugal

Es gibt eine große Anzahl regionaler Rassen von Hausziegen. Je nach Züchtungsziel und Hauptverwertungsart werden sie in Fleischziegen, Milchziegen und Fellziegen unterteilt. Zu diesen zählen unter anderem:

 

  • Anglo-Nubische Ziege
  • Angoraziege
  • Appenzellerziege
  • Bagot-Ziege
  • Bunte Deutsche Edelziege
  • Bunte Holländische Ziege
  • Burenziege, (eine Fleischziege)
  • Bündner Strahlenziege
  • Erzgebirgsziege
  • Gallaziege, auch Somali-Ziege genannt
  • Gemsfarbige Gebirgsziege
  • Girgentana-Ziege
  • Graue Bergziege (Capra Grigia)
  • Kaschmirziege
  • Nera Verzasca
  • Ostafrikanische Zwergziege
  • Pfauenziege
  • Poitevine
  • Rove-Ziege
  • Saanenziege
  • Schami
  • Serpentina
  • Stiefelgeiss
  • Tauernscheckenziege
  • Thüringer Waldziege
  • Toggenburgerziege
  • Walliser Schwarzhalsziege (siehe auch Kupferhalsziege)
  • Weiße Deutsche Edelziege
  • Westafrikanische Zwergziege

Krankheiten der Hausziege

Die Schaf- und Ziegenbrucellose ist eine Deckseuche von Schafen und Ziegen, die vom Bakterium Brucella melitensis aus der Gattung Brucella verursacht wird.

Kulturgeschichte

In den meisten indoeuropäischen Kulturen galt der Ziegenbock als Sinnbild der Fruchtbarkeit und in diesem Zusammenhang häufig als Verkörperung einer Fruchtbarkeitsgottheit. Sehr schön wird dieser Zusammenhang beim skandinavischen Julbock deutlich.

Als Gemeine Figur und Wappentier ist die Ziege, sowohl das männliche als auch das weibliche Tier, in der Heraldik anzutreffen.

Die Deutschen essen kaum Ziegenfleisch - lieben aber Ziegenkäse. Eine ungünstige Kombination für die Bauern und die Tiere. Zumal das Fleisch von Ziegen dem von Schafen und Lämmern in nichts nachsteht.

Ziegenkäse zu essen, aber aus ethischen Gründen auf Ziegenfleisch zu verzichten, das ergibt keinen Sinn. Diese unangenehme Tatsache muss Monika Liehl den zahlreichen Vegetariern unter ihren Kunden immer wieder vor Augen führen. „Jedes Muttertier muss trächtig sein, damit es Milch geben kann“, sagt die Käsemacherin. „Und naturgemäß wirft es im Schnitt gleich viele weibliche Jungtiere wie männliche. Nun stellt sich die Frage: Wenn man an die Milch ihrer Mütter will, was sollte man denn tun mit all den männlichen Ziegenkitzen, wenn nicht schlachten und essen?“

Seit zehn Jahren widmet Monika Liehl sich in Parndorf im österreichischen Burgenland der Haltung von Ziegen und der Herstellung von Rohmilchkäse. Dazu hat sie ihren Beruf als Finanzdienstleisterin aufgegeben und ist auf den Hof gezogen, den sie von der Familie ihres Mannes übernommen hat. Auf dem Anwesen aus dem 19. Jahrhundert erhält sie häufig Besuch vom Wirt und Spitzenkoch Max Stiegl vom Restaurant „Gut Purbach“, das etwa eine halbe Autostunde von Parndorf entfernt liegt.

„Für mich zählt Ziege zum besten Fleisch überhaupt“, sagt Stiegl, während er die Tiere auf dem Hof begutachtet. „Es steht Lamm- und Schaffleisch in nichts nach und kann genauso zubereitet werden.“ So eigne sich junges Zicklein vorzüglich zum Braten und Kurzbraten, ältere Milchziegen wiederum zum langsamen Schmoren, etwa für Ragouts und Currys. Und dann seien da auch noch die wunderbaren Innereien, die man auf alle möglichen Arten zubereiten könne, sagt der Koch, der bekannt dafür ist, immer das gesamte Tier zu verarbeiten.

Ein ausgewogener Nährstoff-Mix macht Ziegenfleisch zur gesunden Alternative

Ziegenfleisch ist gesund. Es enthält wenig Fett und Cholesterin. Reichlich vorhanden sind hingegen Eiweiß, Mineralstoffe und Vitamine. Dass Ziegenfleisch fettarm ist, hat eine biologische Ursache. Ziegen verfügen nämlich über Hohlräume im Körper, in denen sie die Fettreserven anlegen. Im Fleisch selbst ist aus diesem Grund weniger Fett enthalten. Besonders vitaminreich sind die Innereien der Ziege. Experten bezeichnen das Verhältnis der Nährstoffe im Ziegenfleisch daher als sehr gesundheitsfördernd. Zum guten Ruf des Ziegenfleischs trägt auch die reichlich vorhandene Linolsäure bei. Diese gilt nicht nur als krebsvorbeugend. Linolsäure hilft auch beim Abnehmen und beim Aufbau von Muskelmasse.

Je heller das Fleisch ist, desto zarter der Geschmack

Die Farbe von Ziegenfleisch reicht von hellrosa bis zu dunkelrot. Je heller das Fleisch, desto jünger war die geschlachtete Ziege. War das Schlachttier jünger als 6 Monate, so spricht man von Kitzfleisch. Aus Tieren im Alter zwischen 6 und 12 Monaten lässt sich Jungziegenfleisch herstellen. Diese Sorten gelten im Gegensatz zum Fleisch der ausgewachsenen Ziege als sehr zart. Eine besondere Delikatesse ist das Fleisch von Kitzen, die bereits im Alter von 8 Wochen geschlachtet werden und davor ausschließlich mit Milch ernährt wurden.

In der arabischen, indischen und asiatischen Küche ist die Ziege heimisch

Die Möglichkeiten Ziegenfleisch zu verarbeiten sind vielfältig. In der Pfanne, am Grill oder im Kochtopf dauert es nicht lange, bis das Fleisch durch erhitzt ist. Die Verarbeitung in der Küche ist daher nicht besonders aufwendig. Ob Salami, Rohesser oder Bratwurst, aus Ziegenfleisch können auch verschiedene Wurstsorten produziert werden. Europaweit hat Ziegenfleisch lediglich in der portugiesischen Küche einen höheren Stellenwert. Im Nahen Osten, in Indien und Südostasien sind Gerichte aus Ziegenfleisch hingegen sehr verbreitet. Im deutschsprachigen Raum besteht lediglich zu den Feiertagen rund um Ostern eine erhöhte Nachfrage nach Ziegenfleisch. Beliebte Gerichte aus Ziegenfleisch sind Cabrito Asado, der in Portugal beliebte Braten eines Jungziege sowie Calderata, eine aus den Philippinen verbreitete Suppe mit Ziegenfleisch.

Der Stellenwert von Kitz- und Jungziegenfleisch als Delikatesse steht im Gegensatz zur Geschichte dieses Lebensmittels. Früher wurden Ziegen vorwiegend in Regionen gehalten, deren Böden für die Rinder- und Schweinehaltung zu wenig fruchtbar waren. Ziegenfleisch war daher in ärmeren Regionen weit verbreitet.

Irrtümer rund ums Ziegenfleisch: Bökel-Duft und Heilmittel

Nicht richtig ist die weit verbreitete Meinung, Ziegenfleisch würde einen böckelnden Duft ausströmen und einen sehr strengen Geschmack haben. Der Geschmack wird als mild beschrieben, der Geruch des Fleischs ist neutral. Im Mittelalter galt Ziegenfleisch als Heilmittel gegen Unfruchtbarkeit. Diese Wirkung konnte allerdings noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden.

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