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Marzipan

Die Medizin aus dem Orient

Zum Beispiel verdankt sie den Klöstern eines ihrer spektakulären Materialien; des Marzipan . Thomas von Aquin , der berühmte Kirchenlehrer des Hochmittelalters, ließ hören, daß >> solche verzuckerten Gewürze die Fasten nicht brechen. <<

Der Ausdruck >> Gewürze << weißt darauf hin, wie kostbar diese Leckerei damals war; tatsächlich war sie durch Jahrhunderte hindurch ein Verkaufsschlager  der Apotheken, teure Importware aus Arabien und aus Sizilien, ein Kalorienhammer und obendrein Medizin!

Wenn diese Nahrung ursprünglich nur als Überlebens- Mittel bei angreifenden  Fasten-Tagen gedacht war, so entging doch keinen, daß sich mit ihr gar nicht schlecht fasten ließ- wenn ausreichend davon vorhanden war. Es gab regelrechte Marzipan- Booms und die Apotheker hatten über mangelnde Einnahmen nicht zu klagen. Zahllose Marzipanverbote bezeugen allgemeine Tendenz, daß der Ersatz bald zur Hauptsache wurde. 

Die Klöster gingen auch hier vorraus noch heute stellen die ehrwürdigen Frauen des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee  ein köstliches Marzipan her, das vor der Konkurrenz aus Lübeck und Königberg mühelos bestehen kann. Allerdings verwenden  die Klosterschwestern heute als Ausgangsmaterial vorgefertigter Marzipanrohmasse. Doch liegt ihre Spezialität in der weiteren Verarbeitung . Die Masse wird unter anderem mit dem nach Spezialrezept hergestelltem Klösterlikör parfümiert. Außerdem wird der Marzipanteig mit alten Modeln geformt.

Und in Agrigent auf Sizilien erstand ich von Klosterfrauen ein köstliches Zuckergebäck, gefertigt aus Mandeln, Pistazien , kandierten Orangen, Schokolade und Puderzucker: Fantasiepreise!

Bis heute verwahrt das Marzipan Erinnerungen an seine ursprüngliche Funktion als Fasten- Nahrung durch die mannigfaltigen Formen, di sich diese Speise gefallen lässt.

Denn da nun auch an Fasttagen das große Schlemmen eingerissen war, wollte man auch die liebgewordenen Braten und Würste und alle anderen verbotenen Leckereien nicht länger verzichten -  wenigstens der Gestalt nach . So ersann man dein einen veritablen >>Rehbraten für die Fastenzeit << aus Feigen und Weinbeeren.

Der Erfinder meinte dazu: >> Bi Tisch wird niemand erkennen was er isst.<< Ein >> Hasenbraten für die Fastenzeit << bestand aus Kuchenteig und zwar mit Mandeln gespickt. Der Artenreichtum der Backformen aus dem Mittelalter, welche Tiere und Fische zu Backen erlaubten, ist ungeheuer. Es gab einen Mandelkäse, wie überhaupt zerstoßene Nussarten das denkbar günstigste Ausgangsmaterial für die Verrenkungen der Fastenküche waren; Makrone, eine Masse aus geraspelten Nüssen. Mandeln oder Kokosnüssen die sich in den Konditoreien noch heute elementarer Beliebtheit erfreut

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